ausstellung
: Berauschendes Fest der Malerei

Über zweitausend bildende Künstler soll es in Köln und Umgebung geben. Unmöglich, sie alle zu kennen. Und eine Chance, immer wieder Entdeckungen zu machen. Wie jetzt beim BBK im Stapelhaus. Mit Gara und Jürgen Jäger bietet der Berufsverband Bildender Künstler in seinen Räumen zwei Künstlern die Gelegenheit, sich erstmals mit aktuellen Arbeiten in größerem Rahmen der lokalen Öffentlichkeit vorzustellen: ein berauschendes Fest der Malerei.

Gara wurde vor 50 Jahren im irakischen Kurdistan geboren. In seiner Heimat studierte er Kunst, 1986 fand er Asyl in Deutschland. In seinen Bildern erinnert er sich an die Gebirge seiner Heimat. Es sind monumentale Berge, drohend, erhaben und gewaltig, kahl, ohne Spuren pflanzlichen oder tierischen Lebens. Selbst wenn das Bildformat nur klein ist, scheinen sie den Rahmen zu sprengen. Wie abgehackte Baumstümpfe ragen manche aus der Ebene, jeder für sich eine Persönlichkeit. Mit Spachtel und breitem Pinselstrich arbeitet er die Spuren der Verwitterung nach, zerschrundete Hänge und geologischen Formationen, bisweilen auch Andeutungen menschlicher Eingriffe, doch meist nur pure, gewaltige Natur. Farblich herrschen Stahlblau und Grüntöne vor. Aber auch rotes „Alpenglühen“ ist zu sehen oder Gipfel, die in gelb-bräunlichen Nebeln verschwinden – doch da ist nichts von Kitsch, nichts von romantischer Gefühlsduselei.

Malerisch mitreißend sind auch die übergroßen, abstrahierten Porträts von Jürgen Jäger. Grobe Gesichter in verblassenden Farben, wie aus Stein gemeißelt und von der Zeit glatt geschmirgelt, mahnen an die Vergänglichkeit des Seins. Eine andere Facette des Lebens greift Jäger, im Brotberuf evangelischer Pfarrer, in seinen subtilen Zeichnungen auf: Die Beherrschung des Menschen durch sexuelle Begierden. Seine humanoiden Fabelwesen, Erfindungen in bester Tradition von Bosch und wohl auch Folgen des Kunststudiums in Wien Anfang der 70er im Schatten von Mühl und Nitsch, teilen und vereinigen sich, erheben die körperliche Vereinigung zum höchsten Ziel. Erotisch ist das nicht, eher von einer gewalttätigen Lust, die anzieht und abschreckt zugleich. JÜRGEN SCHÖN

„Kopfland“: BBK, Stapelhaus, Frankenwerft 35, bis 1. April, Mo-Fr 10-13 Uhr und 14-17 Uhr, Di bis 19 Uhr