WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Sophiensæle: „Betrachte meine Seel‘“, ab Freitag Berliner Ensemble: „Wolken.Heim. Und dann nach Hause“, ab Freitag Volksbühne: „Groß und Klein“, ab Donnerstag Theaterdiscounter: „Ein Heimwerkerabend“, ab heute

Eine Geschichte aus Hartz-IV-Land: Ein junger Mann plant die soziale Absicherung seines Lebens. Frei nach dem Motto „Lieber Bein ab als arm dran“ sägt er sich mit einer Motorsäge ins Bein, um danach Invalidenrente zu kassieren. Leider verläuft dieser persönlicher Sozialplan tödlich, der Mann verblutet: Die Theatermacherin Christiane Pohle hat aus der realen Geschichte vom Tod des 23-jährigen Andreas Plack einen Theaterabend gemacht. „Betrachte meine Seel“ beginnt am Grab des jungen Mannes, von wo aus eine Versammlung junger Menschen Fragen nach den letzten Utopien zu stellen versucht, die in unserer sich im Würgegriff des Neoliberalismus befindlichen Gesellschaft noch geblieben sind.

Im Würgegriff der Wirtschaft und ihrer unbewältigten Nazi-Vergangenheit führt unser deutsch-österreichisches „Wolken.Heim“ auch aus Sicht der nobelpreisgekrönten Elfriede Jelinek ein eher hoffnungsloses Dasein, das sie mit feinem Sinn für die groteske Komik dieser Lage der Nation schon 1988 beschrieb. Claus Peymann hat die Jelinek jetzt zu einer Fortsetzung überredet: „Wolken. Heim. Und dann nach Hause“ wird den Bogen vom deutschen Idealismus bis vor die Tore von Opel Bochum spannen.

Im Übrigen ist eine Kulturrevolution zu vermelden: Botho Strauß, der westdeutscheste aller westdeutschen Dramatiker, goes Volksbühne. Eigentlich wollte dort Stefan Bachmann „Groß und Klein“ inszenieren. Aber weil am Rosa-Luxemburg-Platz neuerdings immer alle Regisseure krank werden, weglaufen oder verboten werden, sofern sie nicht Castorf oder Pollesch heißen, hat das Ensemble sich in der Not nun selbst inszeniert.

Passend zu den theatralischen Diskursen dieser Woche ist auch die neue Theaterdiscounter-Produktion „Ein Heimwerkerabend. Der Rechte Winkel.“