unterm strich
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In der heftigen Auseinandersetzung mit dem Autor Rolf Hochhuth sieht der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, „keinen Gesprächsbedarf“. Eine Unterredung komme nicht in Frage, „umso mehr, als Hochhuth jetzt bekräftigt hat, dass er sich nicht entschuldigt habe“, sagte Spiegel gestern der dpa in Düsseldorf. Hochhuth hatte zuvor Berichte zurückgewiesen, er habe sich für seine Äußerungen über den Holocaust-Leugner David Irving „entschuldigt“: „Ich meine nicht, dass sich der Autor des ‚Stellvertreters‘ entschuldigen muss.“ Hochhuths Drama thematisiert das Verhalten des Vatikans im Zweiten Weltkrieg gegenüber dem Massenmord an den Juden. Da sich der prominente Schriftsteller nicht für sein Eintreten zugunsten Irvings entschuldigt habe, „steht sein Reinwaschen des Holocaust-Leugners weiter von ihm unwidersprochen da“, betonte Spiegel. Daher werde er auch eine Einladung der Wuppertalers Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft zur Diskussion mit Hochhuth am 24. April nicht annehmen, sagte der Zentralratspräsident: „Außerdem ist an diesem Tag ein hoher jüdischer Feiertag.“ Hochhuth war vom Präsidenten des Zentralrats scharf kritisiert worden, weil er den umstrittenen Historiker Irving als „ehrenwerten Mann“ verteidigt hatte, der „viel seriöser ist als viele deutsche Historiker“. Über die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal hatte Hochhuth daraufhin am vergangenen Freitag erklären lassen, er habe „nicht den Rechten das Wort reden wollen“. Er bedauere aufrichtig, wenn durch das Interview in der rechtsgerichteten Jungen Freiheit Gefühle der jüdischen Bürger verletzt worden sein sollten.

Eine Erstausgabe der berühmten Abhandlung über den Gebrauch der Vernunft von René Descartes von 1637 ist in Nordfrankreich für 78.000 Euro versteigert worden. Wie das Auktionshaus von Evreux in der Normandie weiter mitteilte, erwarb ein ungenannter Käufer den Band am Sonntagabend über einen Buchhändler, den er als Mittelsmann eingesetzt hatte. Das Buch, in dem Descartes seine legendär gewordene Maxime „Ich denke, also bin ich“ entwickelte, zeichnet sich laut Experten durch eine „außergewöhnliche und seltene Frische“ aus. Es war zuvor auf 50.000 Euro taxiert worden. Der „Discours de la méthode pour bien conduire sa raison“ („Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs“) war in einer Privatbibliothek im Westen Frankreichs gefunden worden. Von der Erstausgabe gibt es schätzungsweise nur noch 30 Exemplare. Unter anderem mit dem „Discours“ begründete Descartes bekanntlich seinen Ruf als erster systematischer Denker der Neuzeit.