KOMMENTAR VON MAXIMILIAN PROBST
: Skandalös, dumm, provinziell

Es bleibt die Befürchtung, dass es eine hohe Dunkelziffer ähnlicher Fälle gibt

Der Fall lässt einen schlucken: Da wird eine 21 Jahre alte Frau des Nachts in ein Land verfrachtet, das sie vielleicht seit 21 Jahren nicht mehr gesehen hat, oder besser gesagt, überhaupt noch nie gesehen hat, weil sie bereits als Säugling nach Deutschland gekommen war. Mit dabei: ihre zwei Kinder. Rechtlich mag daran nichts auszusetzen sein. Was aber nur das Unmenschliche des Rechts erweist.

Um so schlimmer ist die Geschichte, weil die 21-Jährige gemeinsam mit ihrem ehemaligen Lebensgefährten abgeschoben wurde, der sie nachweislich misshandelt hatte. Dass nun der Kreis Wolfenbüttel über eine Rückholaktion nachdenkt, ist zu begrüßen, aber auch nichts weiter als Schadensbegrenzung. Ob der Kreis noch viel für die Frau im Kosovo tun kann, ist zur Zeit vollkommen unklar.

Was bleibt, ist ein schaler Geschmack und die Befürchtung, dass es womöglich eine hohe Dunkelziffer ähnlicher Fälle gibt. Dass immer wieder Landkreise skandalöse Abschiebungen betreiben. Ganz im Geist der Aufweichung des Asylrechts, die eine Koalition aus CDU, FDP und SPD unter Kohl ins Werk gesetzt hatte. Deutschland, hieß die Losung damals, und heißt sie bisweilen immer noch, Deutschland ist kein Einwanderungsland und soll es auch nicht werden. Was nicht nur unmenschlich ist, sondern in einer globalisierten Welt auch dumm und provinziell.