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: Plauderstunde beim Pontifex

In der neuen Phase seines Leidens gehe der Papst „mit in die Passion Christi ein“, erklärt Kardinal Joseph Ratzinger. Und hat mal wieder Recht

Kaum hat ihn eine ungewöhnlich frömmelnde Bild-Zeitung als Papstnachfolger ins Rennen geschickt, schon trat Kurienkardinal Joseph Ratzinger (77) gestern in dienstlicher Absicht ans Krankenbett seines Oberhirten (84), der auf Deutsch und Englisch mit ihm geplaudert habe, wie Ratzinger auf einer Pressekonferenz erklärte. Nicht erklären konnte er, wie das der Papst trotz dieses lästigen Luftröhrenschnitts wohl angestellt haben könnte. Ein Wunder?

Aber Ratzinger ist Ratzinger und kein Arzt, weswegen er auch prompt in die übliche Litanei verfiel, die jeden korrekt katholischen Kommentar zum päpstlichen Leiden kennzeichnet: Mit seinem Siechtum verweise er auf das Siechtum Christi, seine Passion erleide er demnach „pro nobis“, für uns. Das ist sehr nett vom Papst, aber auch ein wenig fahrlässig, denn er sollte doch als Stellvertreter Christi am besten wissen: Auch mit Jesus ging’s rapide bergab, als er von engen Vertrauten verlassen und verraten wurde, „noch ehe der Hahn kräht“. Ratzinger erzählte noch, der Papst habe „sehr aufmerksam“ gewirkt. Kein Wunder. FRA