Polizisten im Knast

Zwei mutmaßliche Tatbeteiligte im Fall des ermordeten ukrainischen Journalisten Gongadse festgenommen

KIEW dpa/taz ■ Die ukrainische Polizei hat bei neuen Ermittlungen zum Mord an dem regierungskritischen Journalisten Georgi Gongadse vor viereinhalb Jahren zwei mutmaßliche Tatbeteiligte festgenommen. Es handelt sich um zwei Polizisten. Das sagte ein Angehöriger der Sicherheitsbehörden gestern der Agentur Interfax in Kiew. „Diese Leute waren unmittelbar an dem Mord beteiligt. Vielleicht waren sie nicht die Mörder, aber sie waren bei dem Mord zugegen“, sagte der Offizier.

Der frühere Präsident Leonid Kutschma steht im Verdacht, in das Verbrechen verwickelt zu sein. Ein Leibwächter Kutschmas brachte Abhörtonbänder an die Öffentlichkeit, auf denen der Präsident angeblich einen „Denkzettel“ für den kritischen Gongadse fordert. Dies hatte 2001 zu Massenprotesten gegen das Regime geführt, dem „Kutschma-Gate“-Skandal. Auch kritische Medien vermuteten einen politischen Mord im Auftrag der Regierung (taz berichtete). Um die anhaltende Kritik zu unterbinden, präsentierte Kutschmas Innenminister Juri Smirnow im Mai 2001 zwei Kriminelle als Schuldige und erklärte den Fall für erledigt.

Nach dem Machtwechsel im vergangenen Jahr kündigte der neue Präsident Wiktor Juschtschenko eine Klärung des Mordfalls an. Am Sonntag nun teilte Innenminister Juri Luzenko mit, die Polizisten, die Gongadse in einem Auto verschleppt hätten, seien aufgespürt worden. Auch das Auto sei sichergestellt worden. Auf einen möglichen Zeugen des Mordes, einen Expolizisten, wurde am Sonntag ein Anschlag verübt.

Der Journalist Georgi Gongadse, der sich durch Artikel über Korruption der Machtelite in der Internetzeitung Ukrainska Prawda hervorgetan hatte, war im September 2000 verschunden. Zwei Monate später war bei Kiew seine Leiche ohne Kopf gefunden worden. LEW