Asiens Gletscherschmelze sorgt für Dürre und Fluten

KLIMAWANDEL Die Eisschmelze im Himalaja bedroht das Trinkwasser von 1,3 Milliarden Menschen

UXBRIDGE ips | Der Klimawandel hat Asiens Gebirgsriesen Himalaja und Hindukusch erreicht. In nur 20 bis 30 Jahren könnten die mit Nord- und Südpol weltgrößten Schnee- und Eisfelder geschmolzen sein und mehr als eine Milliarde Menschen in eine akute Wasserkrise stürzen.

Wie Charles Kennel, Wissenschaftler am San-Diego-Institut für nachhaltige Lösungen der Universität von Kalifornien, warnt, sind fast alle der 20.000 Gletscher auf beiden Gebirgsmassiven auf dem Rückzug. Das abfließende Wasser bildet riesige Seen, die dann über die Ufer treten und mit ihren Sturzbächen die Täler überfluten werden.

Die Umweltorganisation World Wildlife Fund schätzt, dass sich in Nepal derzeit rund 2.000 solcher Seen bilden, von denen 20 gefährlich sind. Viele sind bereits übergelaufen und haben in den vergangenen 20 Jahren Täler in Nepal und Tibet überschwemmt.

Das Problem der Gletscherschmelze im Himalaja ist dem Experten zufolge von einer ebenso großen Tragweite wie die Entwaldung des Amazonas. Nirgendwo sonst auf der Welt liefern Eis und Schnee so viel Flusswasser wie hier: Himalaja, Hindukusch und die umliegenden Berge gelten zusammen mit dem 1,6 Millionen Quadratkilometer großen Plateau von Tibet als die ‚Wassertürme Asiens‘ und speisen den Gelben Fluss, den Jangtse, den Mekong, Salween, Indus und den Brahmaputra.

Untersuchungen haben ergeben, dass die Gletscherschmelze vor allem in Nepal voranschreitet. Dort könnten die Eis- und Schneefelder bis 2035 vollständig verschwunden sein. Für diese Entwicklung hat Kennel drei Erklärungen parat. Wie in der Arktis, so steigen auch in diesem kalten Teil der Welt die Temperaturen besonders schnell, in den vergangenen drei Jahrzehnten um fast 1 Grad Celsius. Prognosen sagen einen weiteren Temperaturanstieg von bis zu 2,6 Grad Celsius bis 2050 voraus.

Die Klimaveränderungen beeinflussen auch die Monsunzeit. „In Indiens feuchtester Region sind im vergangenen Jahr Niederschläge ausgeblieben, während in einer Wüste, in der es 50 Jahre keinen Regen gab, plötzlich Schauer niedergingen“, berichtete Kennel. Alle diese Entwicklungen sind Indikatoren dafür, dass es für 1,3 Milliarden Menschen aus der asiatischen Gebirgsregion immer weniger Wasser geben wird. „Wir wissen, dass dies geschehen wird. Jetzt geht es nur noch um die Frage, wie wir mit dieser Herausforderung fertig werden sollen.“