: Gefahr im Gebäck
In Lüneburg versetzte ein Schüler seine Lehrer per Hasch-Kuchen in einen unfreiwilligen Rausch. Gericht: das kostet
Wann hat man das schon mal: dankbare Schüler. „Vielen Dank für alles – guten Appetit“ stand auf dem Zettel, den ein damals 19-Jähriger Abiturient zusammen mit einem Schokoladenkuchen vor dem Lehrerzimmer des Lüneburger Herder-Gymnasiums abstellte. Zehn Pädagogen machten sich über den Kuchen her, und nachdem sie auseinandergegangen waren, wurde ihnen blümerant: Schwindel setzte ein, Übelkeit und Wahrnehmungsstörungen.
Vom Bahnhof meldete sich ein Kollege gar mit einem Hilferuf: Er finde sich nicht mehr zurecht, brauche Unterstützung. Anderntags war der Vorfall weitgehend überstanden, sechs der zehn LehrerInnen erschienen wieder zum Unterricht. Und übergaben den Rest-Kuchen den Laboranten der Polizei, die feststellten: Marihuana. Neun Gramm insgesamt. Passiert ist das alles vor gut einem Jahr.
Lustig finden konnten das die LehrerInnen damals nicht. Trotzdem ließen sie Gnade walten: Der Täter musste nach seiner Überführung lediglich Abbitte leisten vor versammelter Belegschaft, öffentlich vor 700 Mitschülerinnen und 65 LehrerInnen. Außerdem leistete er freiwillig zehn Tage Dienst in einem Krankenhaus, wurde vor Gericht wegen erkennbar gutem Willen nur verwarnt und musste sich bei der Drogenberatung melden. Auch Schmerzensgeld zahlte der Hasch-Bäcker, und zwar 200 Euro an eine betroffene Lehrerin, die dachte, sie sei vergiftet worden und deshalb unter Todesangst litt.
200 Euro, fand allerdings die Lehrerin im Nachgang, ist zu wenig. Sie zog nun vor das Amtsgericht Lüneburg, wo man gestern ein Schmerzensgeld von insgesamt 500 Euro festlegte. „Das war kein harmloser Streich. Das Zeug ist gefährlich“ sagte Richter Klaus Rainer Strunk.
Der Täter, mittlerweile 20, hat übrigens sein Abitur bestanden und dient derzeit in der Bundeswehr. Und Gebäck gibt‘s im Herder-Gymnasium weiterhin: Tradition ist dort seit Jahren, dass die Schüler Kuchen spenden und diesen morgens im Lehrerzimmer abgeben. Als Gegenleistung füttern die LehrerInnen eine Kasse, aus der eine Messstation für Radioaktivität in Tschernobyl unterstützt wird. kli