Familienangelegenheiten

HipHop ohne Oberhaupt: „Oh No“ im Fundbureau

Wenn sich einer ausgerechnet Oh No als Bühnennamen aussucht, dann wird er dafür seine Gründe haben. Zum Beispiel den, dass er die ständigen Hänseleien wegen seines richtigen Namens satt hat. Oder er hat, etwa von seinem großen Bruder, zu oft „Oh no, nicht der schon wieder!“ oder derlei zu hören bekommen.

Beides mag zutreffen bei Michael „Mike“ Jackson: Er habe regelmäßig am Equipment seines älteren Bruders herumgespielt, ließ der Mittzwanziger wissen, „so lange, bis er mir endlich alles gezeigt hat“. Besagter Bruder, Otis Jackson, Jr., alias Madlib, ist nichts weniger als einer der besten – wenn auch sträflich unterbewerteten – HipHop-Produzenten und -Remixer.

Wenn Mike alias Oh No nun mit einiger Verspätung nach Europa kommt, um sein Debütalbum The Disrupt bekannt zu machen, dann bringt er einen alten Freund der Familie mit: Wildchild, noch so einen nicht dem Gangsta-Kitsch zuneigenden Westcoast-Rap-Sympathen.

Um seine Solokarriere in Gang zu bekommen, greift Wildchild gern auf die Talente beider Jackson-Brüder zurück, zu hören war das zum Beispiel 2003 auf seinem angenehm wenig doofen Party-Album Secondary Protocol. Er leidet indes ein wenig darunter, dass er stets auf seine sagenumwobene Band Lootpack und deren Treiben Ende der 90er angesprochen wird. Umso mehr, als Wildchild ausgerechnet DJ Romes mitbringt, das zweite Drittel von Lootpack. Deren unsichtbarer Dritter hieß: Madlib.

Obwohl dieser Impresario von Nordkaliforniens Rap-Szene also selbst gar nicht dabei ist, wird er den ganzen Abend hindurch die Finger im Spiel haben – wer sein tolles Oeuvre kennt, so clever zum Mitnicken einladend wie um Jazz-, Funk- und Soul-Geschichte wissend, dem wird es recht sein. aldi

mit Percee P: Do, 3. 3., 21 Uhr, Fundbureau