Albert Einstein?
: Berlin zutexten

Mein Einstein, dein Einstein – Einstein ist für alle da! Nach diesem Motto wird im Jubeljahr der speziellen Relativitätstheorie der Mann mit dem wirren Haar von Hinz und Kunz für sich beansprucht. Weil seine wissenschaftlichen Erkenntnisse aber fast keiner versteht, hält man sich lieber an den anderen, den Pop-Einstein, den mit den griffigen Bonmots.

Eines ziert schon seit Wochen das Kanzleramt. Fast wie eine realsozialistische Losung prangt da der Satz „Der Staat ist für die Menschen und nicht die Menschen für den Staat“. Ein Statement, das, inhaltlich völlig korrekt, an dieser Stelle leider relativ hohl daherkommt. Seit gestern steht auch was am Roten Rathaus: „Berlin ist die Stätte, mit der ich durch menschliche und wissenschaftliche Beziehungen am meisten verbunden bin.“ Was leider gar nicht originell ist, sondern schlicht eine preiswerte PR-Nummer für die Hauptstadt.

Weil aber der Fantasie unterhalb des Erreichens der Lichtgeschwindigkeit keine Grenzen gesetzt sind, schlagen wir weitere Einstein-Fassadenbeschriftungen vor: „Um eine Einkommensteuererklärung abgeben zu können, muss man Philosoph sein. Für einen Mathematiker ist es zu schwierig“ (Finanzministerium), „Wenn jemand Freude daran hat, bei Musik in Reih und Glied zu marschieren, verachte ich ihn schon deswegen, weil er sein Gehirn nur irrtümlich bekommen hat. Ein Rückenmark hätte gereicht“ (Verteidigungsministerium), oder: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein“ (diverse Parteizentralen). CLP FOTO: AP