Zu oft zu niedrig

Die deutschen Stabhochspringer sind unberechenbar, dennoch zählen sie auch ohne Danny Ecker bei der Hallen-EM zu den Medaillenfavoriten

AUS LEVERKUSENSUSANNE ROHLFING

Danny Ecker spricht über seine Pläne, und ein freudiges Glänzen schleicht sich in die Augen des 27-Jährigen. Seine Hände wirbeln vielsagend durch die Luft. „Wenn ich das mal etwas genauer ausführen darf“, sagt der Stabhochspringer aus Leverkusen, holt tief Luft und erstaunt seine Zuhörer mit einer Reihe technischer Details, die er zu ändern gedenkt. Zusammengefasst läuft es darauf hinaus, dass Ecker versuchen will, seinen Absprung „weiter nach hinten zu verlegen“.

Was sich so einfach anhört, wird den Olympiafünften wohl noch einige Trainingsstunden kosten, denn mit übersprungenen 5,75 Metern und dem Titelgewinn bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Sindelfingen hat Ecker keineswegs das Ziel seiner Pläne erreicht. Sein nächstes großes Projekt musste er gestern allerdings kurzfristig streichen: Wegen einer Grippe kann er nicht bei den Hallen-Europameisterschaften, die morgen in Madrid beginnen, antreten.

Vor allem die Stabhochspringer zählen in Madrid zu den Medaillenhoffnungen des 37-köpfigen deutschen Teams. Allerdings unterliegen ihre Leistungen seit einiger Zeit unberechenbaren Schwankungen. „Es kann sein, dass einer gewinnt, es kann aber auch sein, dass keiner in den Endkampf kommt“, gibt sich der neue Bundestrainer Jörn Elberding gelassen. Tim Lobinger hat als Jahresbestleistung 5,78 Meter stehen, besser als er und Ecker mit seinen 5,75 waren in dieser Saison nur die beiden Ukrainer Ruslan Jeremenko (5,84 m) und Denis Jurtschenko (5,80 m) sowie der Russe Igor Pawlow (5,80 m).“

„Der Absprung hat mir noch nicht ganz gefallen, aber der Anlauf wird besser“, sagte Jörn Elberding zu Eckers Siegsprung bei den Deutschen Meisterschaften. Keine Spur von Euphorie angesichts des Titelgewinns. Auch Ecker freut sich eher verhalten: „Eigentlich sollte man häufiger in der Lage sein, 5,75 zu springen.“ Und: „Es wird immer einfacher, deutscher Meister zu werden.“ Vor fünf Jahren war das noch anders, 1999 gewann Ecker mit damaligem deutschem Rekord von 5,90 Metern. „Davon sind wir im Moment Welten entfernt.“

Woran das liegt? Auch Danny Ecker hat keine Antwort parat. Akzeptieren will er die Lähmungserscheinungen in der einst gefeierten deutschen Stabhochspringer-Szene jedoch nicht. „Das wird sich wieder ändern“, sagt er. Damit dieser Wunsch Wirklichkeit werden kann, hat der BWL-Student einen mutigen Schritt getan. Nach 17 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit mit Leszek Klima wechselte der Leverkusener zum neuen Bundestrainer Jörn Elberding. Ein wenig Wehmut bleibt da nicht aus: „Mit Leszek habe ich so viel erreicht, er hat mir alles beigebracht, was ich im Moment draufhabe“, sagt Ecker. Aber: „Ich bin 27, wenn ich etwas verändern will, dann muss das jetzt sein.“ Die dank der neuen Impulse wiedergewonnene Motivation spricht aus seiner Stimme, seinen Bewegungen, dem Strahlen seiner Augen.

Klima will sich bei Bayer künftig wieder verstärkt um den Nachwuchs kümmern. Sein Vertrauen in die deutschen Spitzenspringer ist ohnehin nicht mehr das größte: Ecker habe die besten Chancen, noch einmal sechs Meter zu überqueren, glaubt Klima. Insgesamt hätten vielleicht zwei bis drei der deutschen Springer die nötige Qualität. „Aber ansonsten müssen wir wohl auf die nächste Generation warten.“

Ecker, neben Lobinger der einzige deutsche Sechs-Meter-Springer, teilt diese Resignation nicht. Wenn die Technikumstellung greife, müssten im Sommer wieder 5,90 Meter möglich sein, glaubt er. Und 5,90 Meter hatten dem Amerikaner Toby Stevenson bei den Olympischen Spielen in Athen immerhin zum Gewinn der Silbermedaille hinter seinem Landsmann Timothy Mack (5,95 m) gereicht. Warum also keine Medaille im August bei den Weltmeisterschaften in Helsinki gewinnen. Es sei denn, es kommt wieder eine Grippe dazwischen.