KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
: Die Kunst, aus Fehlern zu lernen

Über Kunst in Berlin wird in der blauen Box nicht debattiert

Für den Kunstkenner Klaus Wowereit war der White Cube am Schlossplatz sogar bereits vor der Eröffnung 2008 eine „Erfolgsstory“. Wer das damals großmäulig genannt hat, gilt heute als vorausschauend. Schließlich steckt die Halle seit ihrem Beginn in der Krise. Warum?

Ein Publikumsmagnet war die Temporäre Kunsthalle nur zur Eröffnung. Seither verirren sich die Besucher nur recht spärlich in die blaue Box. Offensichtlich bilden sie und das Ausstellungskonzept keinen wirklichen Anziehungspunkt. Über zeitgenössische Kunst und ihre Bedeutung wird in Berlin mehr und anderswo – in Friedrichshain, Kreuzberg oder sogar im Hamburger Bahnhof – debattiert.

Ein Rezept gegen das inhaltliche und programmatische Defizit in der Mitte haben die Kunsthallen-Oberen nie gefunden. Im Gegenteil. Das Personal wurde entmündigt oder verschlissen, der Beirat kochte sein eigenes Süppchen, und im Hintergrund rumorten der Mäzen und die Stiftung. Ein Ort für junge Kunst wurde damit mehr begraben als lebendig gemacht.

Klaus Wowereit dient die Temporäre Kunsthalle als Vorbild. Sie sollte die Pressure Crew und der Testballon für sein städtisches Kunsthallenprojekt bilden. Er sollte sich nun genau die Fehler anschauen, die am Schlossplatz gemacht wurden, um mit seinen Plänen nicht zu scheitern. Denn noch hat er weder den richtigen Standort, ein Konzept noch – die Idee beisammen. Doch die braucht es für eine Erfolgsstory. Foto: A. Losier

Bericht SEITE 22