Bauen wie auf der Insel

Das Land sucht nach Ideen für seine Brachflächen

Nur einmal ging ein Raunen durch die versammelten LEG-MitarbeiterInnen: Japan sei in der Baubranche besonders korruptionsanfällig, sagte Uta Hohn, Geografin an der Bochumer Ruhr-Uni. Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) wollte aber gestern in Gelsenkirchen nicht über ihre eigenen Schmiergelder reden, sondern über Brachflächen, bisher ungenutzte Hinterlassenschaften von Industrie und Gewerbe. Aktuell liegen 30.000 Hektar nutzlos in NRW herum, in den kommenden Jahren werden es bis zu 80.000.

Einige der Brachen haben sich in den letzten Jahren zu Jugendhotels und Solarwohnungen wie in Bielefeld, zu kulturellen Stätten wie der Jahrhunderthalle in Bochum verwandelt oder beherbergen wie das Kölner Hagen-Gelände nun ein Technologiezentrum. Doch jetzt wird es schwieriger: Die verbliebenen Brachen sind nicht nur wenig, sondern sogar gar nichts wert, weil sie mit Altlasten der Industrie verseucht sind. Das Land hat kein Geld, für Investoren ist die grüne Wiese oft billiger. Gerade aber die möchte das Städtebauministerium schützen, zu groß ist der Flächenfraß im ohnehin versiegelten NRW.

Also sucht das Land und seiner Tochter LEG internationale Vorbilder: Großbritannien hat im Norden eben so viele Flächen zu vergeben, braucht aber weniger Investoren. Die BürgerInnen selbst sind es, die über Stiftungen ihre Brachen entwickeln und zum Beispiel zu Parks umwandeln. Nach Japan hingegen sollte NRW nicht schielen: Dort sprießen auf freiem Gelände in wenigen Monaten Wolkenkratzer. Für NRW ein überflüssiges Konzept, schon jetzt stehen in vielen Städten außerhalb des Kölner Ballungsraumes Wohnungen leer. Noch dazu arbeiten für diese Mammutprojekte Politiker eng mit der Wirtschaft zusammen. Das kann nun, so die einhellige Meinung des LEG-Symposiums, kein Vorbild sein. ANNIKA JOERES