Ein wenig Kino am Osterdeich

HIPPEN EMPFIEHLT Auf der Breminale gibt es wieder ein kleines aber feines Kinoprogramm. Auf Schiffen und in Zelten gibt es Videokaraoke und Wundertütenfilme

In den guten alten Tagen war das Freilichtkino ein fester Bestandteil der Breminale. Jetzt werden Filme in Zelten und auf Schiffen gezeigt

VON WILFRIED HIPPEN

In den guten alten Tagen war das Freilichtkino ein fester Bestandteil der Breminale. Auf der Wiese wurde eine große Leinwand aufgespannt, das Publikum setzte sich auf den Osterdeich und ab 22.30 Uhr wurden dann bis spät in die Nacht hinein Filme gezeigt. Viele Kurzfilme, Kultfilme und in einem Jahr Science-Fiction-Filme, bei denen mit perfektem Timing im sternenklaren Himmel die Raumstation Mir vorüberzog. Dieser sternenklare Himmel war natürlich die Ausnahme und oft liefen die Programme entweder gar nicht oder vor leeren, nassen Grasflächen. Teils aus Kostengründen, teils weil die Budenbetreiber nicht darüber glücklich waren, dass sie für die Zeit der Projektion das Licht ausmachen sollten, wurde diese Tradition stillschweigend zu Grabe getragen. Jetzt findet das Kino auf kleinen Leinwänden in verschiedenen Zelten und Schiffen statt.

So wird etwa in dem Zelt „Die Flut“ in dieser Nacht ab 00.15 Uhr (wobei die Anfangzeiten auf der Breminale traditionsgemäß selten eingehalten werden) ein Programm der Bremer Hochschule für Künste gezeigt. Studenten der digitalen Medien haben unter der Anleitung des Bremer Filmkünstlers Joachim Hofmann Texte des alternativen Heimatdichters Michael Augustin adaptiert, und diese Kurzfilme werden mit Heimvorteil vorgeführt, denn die Macher, ihre Kommilitonen und Freunde werden natürlich dabei sein.

In der Kogge, die in Höhe des Kreativdorfs Global Player festgemacht ist, wird regelmäßig Abends ein Filmprogramm gezeigt. Heute abend ab 20 Uhr können sich die Besucher beim „Videokaraoke“ sogar per Filmtrick selber in berühmte Kinoabenteuer versetzten lassen. Ab 23 Uhr werden dann Kurzfilme aus aller Welt gezeigt, die vom Label „Future Shorts“ gesammelt zu Programmen zusammengesellt werden, die inzwischen international regelmäßig in 100 Städten gezeigt werden. Am Freitag um 23 Uhr ist das Filmfest Oldenburg auf der Breminale zu Gast, denn es werden die 99 Euro Films gezeigt, die vom Festival initiiert wurden, und in denen 12 deutsche Regisseure praktisch ohne Budget erastaunlich sehenswerte Kurzfilme produzierten. Am Samstag Abend wird ebenfalls auf der Kogge die neue Kurzfilmrolle des Hamburger Filmbüros gezeigt.

Am Freitag wird einer der seltsamsten Filmemacher des Landes zwar nicht seine Werke zeigen, dafür aber aus seinen Erinnerungen lesen. Wenzel Storch, der Schöpfer von filmischen Eigentümlichkeiten wie „Reise ins Glück“ und „Sommer der Liebe“ präsentiert um 17 Uhr im De Drohme sein Buch „Der Bulldozer Gottes“ nicht etwa in einer langweiligen Lesung sondern im Rahmen einer Diashow, zu der teilweise auch schrecklich kitschige Musik gespielt wird. So sieht und erfährt man vieles über den Herstellungsprozess dieser deutschen „Garagenfilme“, die, wie man sehen wird, eher „Spermühlfilme“ genannt werden sollten.

Aber die originellste Kinoperformance kann man am Samstag ab 21.00 auf dem Betonschiff „Treue“ erleben. Bei dem Super 8 Filmfest zeigen Bremer Filmemacher ihre Werke, die sie selber noch nicht gesehen haben. Das Bremer Filmbüro veranstaltet diese flimmernden Wundertüten schon seit einiger Zeit. Interessierte Künstler und Amateure bekommen einen Super 8 Film, auf den sie ihre Werke aufnehmen, den sie dann aber unentwickelt zurückgeben. Erst bei der Vorführung wird dann feierlich das Kuvert vom Entwicklungswerk geöffnet und die Filme direkt danach vorgeführt. Falsch belichtete Schemen oder Meisterwerk – alles ist möglich.