Turbo-Abitur für Elite

Gesamtschüler sollen in Zukunft bessere Noten als Gymnasiasten haben, um das Abitur machen zu dürfen

DÜSSELDORF taz ■ Um in zwölf Jahren das Abitur zu bekommen, müssen GesamtschülerInnen demnächst wohl mehr büffeln als GymnasiastInnen. Die Landesregierung will in einer Prüfungsordnung zum Schulgesetz festlegen, dass GesamtschülerInnen nach der zehnten Klasse nur mit dem Notendurchschnitt „gut“ zum schnellen Abitur zugelassen werden. Bei Gymnasiasten soll dafür weiterhin die Note vier ausreichen.

Die Gewerkschaften DGB und GEW warnen davor, GesamtschülerInnen den Zugang zur Oberstufe zu erschweren: Ungleiche Behandlung schotte die Schulformen stärker von einander ab als bisher, kritisieren sie das Vorhaben des Ministeriums. „Von einer verbesserten Durchlässigkeit kann keine Rede sein“, sagt Ilse Führer-Lehner vom GEW-Landesverband. Sie glaubt, dass die Pisa-Studie die Landesregierung beeinflusst hat: Danach sollen Gesamtschüler mit dem Lernstoff ein Jahr hinter den Gymnasiasten herhinken. „Das Ministerium geht davon aus, dass in den Gesamtschulen das Abitur leichter zu kriegen.“ Deshalb würden jetzt die Hürden für Gesamtschüler hoch angesetzt.

Die Gesamtschule sei keine Schule, die sich per se in Richtung Abitur orientiere, rechtfertigt Ralph Fleischhauer, Sprecher des Schulministeriums, den Entwurf aus seinem Haus. „Für diejenigen, die ihr Abitur in drei Jahren machen wollen, bleiben die Zugangsvoraussetzungen gleich“. Nur wenn ein Gesamtschüler nach zwei Jahren sein Abi in der Tasche haben wollte, müsse er eben mindestens die Note „Gut“ vorweisen. Die Kultusministerkonferenz der Länder habe immer schon die Zulassung von GesamtschülerInnen zum Abitur an bestimmte Leistungskriterien gekoppelt. „Daran müssen wir uns halten“, sagt Fleischhauer. Entschieden sei noch nichts: „Wir werden selbstverständlich die Verbände noch anhören“. NAW