Die Göttin von Herd und Heim kehrt zurück

5 Monate Knast bringen der US-Haushaltsikone Martha Stewart den ultimativen Karriereschub – und neue TV-Shows

Sie ziert den Titel der aktuellen US-Ausgabe von Newsweek, bekommt ab Herbst zwei neue Shows auf NBC – aber was hat sie mit ihren Haaren gemacht? „1.04 Uhr: Martha kommt heraus, trägt eine graue Wollstola. Sie sieht fit aus, glücklich, strahlt, als sie ihren Fans zuwinkt und das Flugzeug besteigt, das sie endlich nach Hause bringen wird – and yes, her hair looks great!“ So viel Begeisterung war nie auf www.savemartha.com, der ultimativen Fan-Seite der Martha-Stewart Community, die im Minutentakt von der Entlassung der 61-Jährigen US-Haushaltsikone aus dem Gefängnis berichtete. Der amerikanische Traum lebt: Mit der aus kleinen Verhältnissen stammenden Koch-, Benimm- und Stil-Göttin geht es wieder aufwärts.

Es war natürlich Martha Stewarts eigener Jet, der sie nach fünf Monaten leichten Vollzugs wegen Falschaussage und Irreführung der Justiz in der Nacht zu gestern nach Hause brachte. Dort erwarten sie weitere fünf Monate Hausarrest – und jede Menge Arbeit. „Das Gefängnis war Marthas beste Karriere-Idee“, urteilt Newsweek. Hätte sie die Haftstrafe doch gar nicht antreten müssen, da ihre Berufung gegen das Urteil noch läuft. Lausige 52.000 Dollar soll die Milliardärin durch ein Börsen-Insidergeschäft verdient haben. Nicht einmal das war ihr letztlich nachzuweisen. In den Knast ging sie, weil sie Ermittlungsbeamte angelogen hatte.

Während die Milliardenvernichter von Enron, WorldCom & Co. noch frei herumlaufen, saß Martha ein, arbeitete für wenige Cents die Stunde als Reinigungskraft und ergriff in anrührenden Briefen Partei für ihre Mitgefangenen: „Ich beschwöre euch, denkt an diese Frauen“, schrieb sie mit besten Wünschen für „happy holidays“ zu Weihnachten 2004 an ihre Anhänger. Klarer Fall: Die Frau, die das Tor des Frauengefängnisses von Alderston, West Virginia, durchschritt, ist keine vorbestrafte Unternehmerin, sondern eine Heilige. Heilige bekommen in den USA auch wieder Fernsehshows.

Ihre eigene ultimative Mischung aus Kochformat und Home Improvement, die CBS nach dem Prozess abgesetzt hatte, ersteht beim Konkurrenten NBC wieder auf – größer und schöner denn je. Ab April kehrt ihre Kolumne im Martha-Stewart-Magazin zurück, das ihren Namen auf dem Titel ab sofort wieder größer druckt. Und Immobilien-Tycoon Donald Trump produziert „für meine gute Freundin“ einen Ableger seines in den USA phänomenal erfolgreichen „Hire and Fire“-Formats „The Apprentice“ („Auszubildende“). „Alles wird sich um ihre Themen drehen: Stil, Dekorieren, Gastgeber sein“, jubelt NBC.

Dass Stewart bei CBS zuletzt als hyperpingelige Perfektionistin rüberkam und Charmewerte von Maggie Thatcher erreichte, schreckt nicht: Die Haftzeit hätte sie weicher, milder, nahbarer gemacht, berichtet Newsweek. Und weil sie zur Hausarrest-Kontrolle ohnehin ein elektronisches Armband tragen muss, gibt es bestimmt auch bald eine Schmuckkollektion. STEFFEN GRIMBERG