werke im wettbewerb
: Drohkulisse Opel

Das große Zittern ist vorbei: Zwar müssen die Beschäftigen der GM-Werke in Deutschland und Schweden auf Lohnzuwachs und -zulagen verzichten sowie flexibler arbeiten, aber dafür sind alle Standorte gerettet. Die Sache hat jedoch einen Haken – sie ist nämlich nicht das Ende eines Prozesses, sondern sein Anfang. Die Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit in der Autoindustrie hat eine neue Qualität gefunden. Löhne und Arbeitsbedingungen werden flächendeckend verschlechtert, nicht mehr nur bei den befristet oder ausgelagert Beschäftigten.

KOMMENTARVON BEATE WILLMS

Die Belegschaften haben sich gegeneinander ausspielen lassen – mit Unterstützung der nationalen Gewerkschaften und Regierungen. Schwedens Regierung hat Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur zugesagt, die deutsche zahlt für Beschäftigungsgesellschaften für ausscheidende Opelaner. Die Neuverteilung der GM-Produktion in Europa halten sie damit nicht auf.

Alleine kann die Opel-Belegschaft dem kaum etwas entgegensetzen. Schon fürchten die GM-Mitarbeiter in Großbritannien und Belgien nach den prodeutschen und proschwedischen Entscheidungen nun das Aus für ihre Werke. Dass dagegen der ostdeutsche Opel-Betrieb in Eisenach nie zur Debatte stand, macht deutlich, wohin die Detroiter Zentrale will: Lohn- und Arbeitsstandards weit unter westdeutschem oder westeuropäischem Niveau.

Es hilft nichts: Bei der Globalisierung geben weiterhin die Konzerne gegenüber Politik und Gewerkschaften den Ton an. In ihren Zentralen werden die Entscheidungen getroffen, die Arbeitnehmervertreter müssen froh sein, wenn sie überhaupt angehört werden. Echte Mitbestimmung sieht anders aus.

Den Beschäftigten fehlen noch immer effektive Strukturen, um sich abstimmen zu können. Besserung ist nicht in Sicht: Während die Gewerkschaften kaum europäisch vernetzt sind, steuern die Regierungen gerade in die andere Richtung. Statt Sozial-, Tarif- und Wirtschaftspolitiken zu koordinieren, setzen sie im Entwurf für die europäische Verfassung auf noch mehr Liberalisierung. Solange hier nichts passiert, wird es immer wieder ein neues Opel geben.