Abschied von Europa naht

Die Handballer des HSV zeigen gegen Leon das man noch nicht gegen europäische Spitzenteams konkurrieren kann

Manuel Cadenas Montanes ist ein höflicher Mensch. Als der Trainer des spanischen Spitzenklubs CBM Ademar Leon – wohl wirklich allen Ernstes – sagte, dass der HSV Hamburg die zweite Halbzeit des Viertelfinal-Hinspiels im Europapokal der Pokalsieger dominiert habe, glaubte auch sein Pendant, sich verhört zu haben. Bob Hanning stutzte.

Mit 25:29 hatte seine Mannschaft gerade Teil eins des Duells mit den hochklassigen Basken verloren. Es hätte noch viel schlimmer kommen können, denn selten zuvor bekamen die Hamburger schonungsloser ihre Grenzen aufgezeigt als vor 9.388 Zuschauern in der Color Line Arena. In der ersten Halbzeit war der HSV ein Spielball der Gäste. Erst nach 20 bitteren Minuten schienen die Hamburger begriffen zu haben, dass sie in Europa angekommen waren und der selbstbewusst formulierte Anspruch, den Pokal gewinnen zu wollen, nicht dem eigenen Leistungsvermögen entspricht. Nicht die bisherigen Gegner Regia Minsk, Roter Stern Belgrad oder Sporting Lissabon verkörpern den europäischen Spitzenhandball – Ademar Leon tut es.

„Die waren unglaublich gut. Sie haben alle unsere Bemühungen kaputtgemacht, und das hat uns genervt“, sagte Torhüter Tomas Svensson, der als einziger Hamburger eine gute Leistung bot. „Ademar ist eine Weltklasse- Mannschaft, gegen die darfst du keine Fehler machen“, pflichtete Pascal Hens bei.

Auch wenn sich Trainer und Spieler des HSV nach der Lehrstunde in Durchhalteparolen übten, das Ausscheiden aus dem Wettbewerb ist vorgezeichnet. Damit verbunden ist auch das Scheitern am Saisonziel. Einen Titel wollten die Hamburger gewinnen, drei Gelegenheiten besaßen sie dazu. Im nationalen Pokal war im Viertelfinale Schluss, in der Bundesliga hat sich das Team längst aus dem Kampf um die Meisterschaft verabschiedet, und im Europapokal hilft nur noch ein Wunder.

Die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, könnten weitreichend sein. Da sich der HSV wegen einer Acht-Punkte-Strafe für unzureichend eingereichte Lizensierungsunterlagen nur noch im Mittelfeld der Bundesliga-Tabelle wieder findet, dürfte das Rückspiel in Leon die letzte Europacup-Partie für die nächsten anderthalb Jahre sein. Für einen Verein, der aufgrund seiner angespannten Finanzsituation prestigeträchtige Wettbewerbe vorweisen sollte, um Sponsoren akquirieren zu können, stellt das eine schwere Hypothek für die Zukunft dar. Christian Görtzen