Paule, bring die Standards

Dieter Thomas Heck gewinnt gegen die sieben Zwerge mit 1:0. Dennoch fehlte der Partie HSV gegen Leverkusen die spielerische Phantasie, um sich für den europäischen Wettbewerb zu empfehlen

von OKE GÖTTLICH

Als Leverkusens Coach Klaus Augenthaler begann von den sieben Zwergen zu erzählen, vergnügte sich Dieter Thomas Heck bereits im VIP-Getümmel. Augenthaler war schmallippig, energisch. Grantig, wie man es von waschechten Bayern erwarten würde, wenn ihrem Ordnungs- und Disziplinwahn nicht genüge getan wurde. „Meine sieben Zwerge haben sich eigentlich ganz gut geschlagen“, attestierte der unterlegene Coach seinem Team, das vor allem in der Defensive verletzungsbedingt auf junge Spieler setzen musste.

Dieter Thomas Heck hingegen konnte man die Freude nur bedingt anhören. Nach wie vor redet der ehemalige Hitparaden-Moderator schneller als er denken kann. 14 Jahre sei er nicht mehr beim HSV gewesen. „Ich kann es selbst kaum glauben, es kam immer was dazwischen“, meinte der HSV-Fan. Dafür brachte er den Fans nicht nur vor dem Spiel die Aufstellung nahe, sondern seinem Verein auch noch Glück. Denn das einzige Tor des Tages fiel mal wieder nach einer Standardsituation, die der belgische Innenverteidiger mit Propellerantrieb, Daniel van Buyten, per Kopf zum 1:0 nutzte (22.).

Zuvor passierte auf dem Spielfeld wenig und anschließend auch. Ein Umstand, der vor allem in der respektablen Defensivarbeit beider Teams begründet war. Vor allem die Nummer 22 beim HSV, eigentlich 33 Jahre alt, steht beim HSV für die noch junge Kompaktheit: Stefan – gerufen Paule – Beinlich. Unter dem neuen Trainer Thomas Doll bringt der bereits als Fehleinkauf verschriene Beinlich seit einigen Spielen tadellose Leistungen, was nicht nur daran liegt, dass Nachbar und Freund Doll nun auch sein Trainer ist. Beinlich verhindert den Spielaufbau der gegnerischen Teams mit hübsch anzuscheuenden Grätschen, schiebt die Kugel selbst gekonnt in die Spitze um das Spiel seines Teams anzutreiben und findet mit seinen Freistößen und Ecken auch immer den Kopf, den er gerade braucht. Ein Mann der Doll zum Träumen animiert.

„Jetzt können wir träumen. Das Tolle ist, dass die Mannschaft nach Niederlagen wieder aufsteht, ich ziehe den Hut vor ihr. Dennoch werden wir unser Saisonziel nicht korrigieren.“ Auch dank der Entschlossenheit und der Motivationskünste ihres Trainers haben die Hanseaten den angestrebten siebten Platz nun hinter sich gelassen. So zögerte er nach dem 1:4 in Berlin nicht lange, nahm den indisponierten Martin Pieckenhagen aus dem Tor und stärkte Stefan Wächter den Rücken. Dass der nach 287 Tagen auf der Bank auf Anhieb Selbstsicherheit ausstrahlte und die einzige wirkliche Torchance des Spiels von Jacek Krzynowek vereitelte, überraschte Doll nicht: „Da haben wir ein richtiges Juwel in unseren Reihen.“ Was wohl Beinlich für ihn ist?