Dutschke? Draußen!

Wie aktuell ist Rudi Dutschke, fragen sich Schüler – und bekommen prompt Antwort: Kein Raum für Revoluzzer

Da wird ein Marek Dutschke eingeladen, um mit seinem Onkel Helmut und dem grünen Europaabgeordneten Michael Cramer darüber zu reden, was an Rudi heute noch aktuell ist. Und dann sitzt da ein Publikum, das klipp und klar eine Antwort parat hat. Am Askanischen Gymnasium in Alt-Tempelhof ist das Thema Rudi Dutschke politisch so aufgeladen, dass der Rektor sich weigert, für die Veranstaltung überhaupt einen Raum zur Verfügung zu stellen.

Anlässlich Rudi Dutschkes 65. Geburtstag hatte die AG Schulgeschichte des Gymnasiums am Freitagabend zu einer Diskussion geladen. Die Schule und den ehemaligen APO-Führer verbindet nämlich eine ganz besondere Beziehung. Dutschke hatte im Sommer 1961 am „Aski“ sein West-Abitur gemacht. Für Geschichtslehrer Peter Klepper ein Grund, an seiner Schule über das Wirken des ehemaligen APO-Führers zu informieren. Widerstand gab es aber ausgerechnet vom Schulleiter, für den es anscheinend keine Ehre ist, dass an seiner Schule einst der prominenteste Vertreter der 68er-Bewegung die Schulbank drückte. Nicht nur, dass die Debatte eine Haustür weiter im Gemeindehaus einer evangelischen Kirche stattfinden musste. Die engagierten Schüler der Geschichts-AG durften nicht einmal Flugblätter auf dem Schulgelände verteilen. Kepplers Vorschlag, das Askanische Gymnasium zu Ehren von Rudi Dutschke umzubenennen, wird von der Schulleitung nicht mal in Erwägung gezogen.

Auf der Veranstaltung selbst war die Empörung entsprechend groß. „Ein Rudi Dutschke hätte sich so etwas nicht gefallen lassen“, rief ein älterer Herr. Grünen-Politiker Cramer nannte die Haltung der Schulleitung einen „Offenbarungseid“. Cramer: Wie soll da demokratisches Engagement gefördert werden, wenn es nicht mal an der Schule Redefreiheit gibt? FELIX LEE