Hilfe, es ist der 8. März!

Der Internationale Frauentag wird in Deutschland auf eine ganz eigene Art zelebriert: Die Frauen erklären den Männern den Krieg. Warum eine Französin diese deutschen Frauen nie verstehen wird

VON PASCALE HUGUES

Am 8. März feiern die Frauen in Deutschland keine Party. Am 8. März erklären die Frauen den Männern den Krieg. Um sich davon überzeugen zu lassen, musste man in den letzten Jahren nur die kriegerischen Schlagzeilen lesen: „Der lange Kampf“, „Frau schlägt Mann“, „Die neuen Waffen der Frau“. Der 8. März ist ein verkniffener, ein nachtragender, ein verkrampfter Tag. Ein Tag voll alarmistischer Statistiken und deprimierender Evaluationen. An diesem Tag lassen sich Frauen, die stolz auf ihre Talente und Stärken sind, nicht selbst hochleben, sondern sie formieren sich zu einem Opfergang, bei dem sie sich Rechenschaft ablegen über ihre Unterwerfung unter die männliche Autokratie.

Als wäre das nicht genug, zerfleischen sich die Frauen auch noch untereinander. Die Frauenbewegten der ersten Stunde verachten die „Girlies“, die offenbar die heiligen Prinzipien der Geschlechtergleichheit auf dem Altar einer frivolen und infantilen Weiblichkeit geopfert haben. Und die Jungen wollen unter keinen Umständen dieselben „zänkischen Blaustrümpfe“ sein wie ihre älteren Schwestern. Ein deprimierendes Gruppenbild.

In keinem anderen europäischen Land gibt es derart viele Demarkationslinien zwischen Männern und Frauen: „Frauencafés“, „Frauenparkplätze“, „Frauenbeauftragter“. „Selbst in unseren militantesten Stunden haben wir nie die Männer vor die Tür gesetzt“, sagte mir einmal eine der Gründerinnen des Mouvement de Libération des Femmes français (MLF, Französische Frauenbefreiungsbewegung). „Wir waren Feministinnen, aber wir haben geflirtet.“

Vor ein paar Jahren veranstaltete die marokkanische Soziologin Fatima Mernissi eine Konferenz in Deutschland – und war schockiert, als sie hörte, dass Männern der Zutritt zum Veranstaltungsraum verboten war. Wenn man diese Sperrzonen heute vielleicht aufhöbe?