: Die Wertegemeinschaft kommt
Die PDS könnte sich nun doch den Werte vermittelnden Unterricht an Berlins Schulen vorstellen: als Pflichtfach, zunächst ab der 7. Klasse. SPD entscheidet erst Anfang April, auch Grüne sind für Werte
VON RICHARD ROTHER
Wie er heißen soll, ist noch unklar – aber es soll ihn geben: den Werte vermittelnden Unterricht ähnlich dem Brandenburger Modell LER (Lebenskunde, Ethik, Religion). Geht es nach dem Willen der PDS, könnte die rot-rote Koalition diesen Unterricht, der auch „Interkulturelle Bildung“ heißen könnte, schon ab dem Schuljahr 2006/2007 einrichten. Das Fach soll eine „interkulturelle Dialogfähigkeit als Schlüsselkompetenz in der globalisierten Welt herausbilden“, heißt es in dem Entwurf eines Grundsatzpapiers, das PDS-Fraktionsvize Carola Freundl gestern vorstellte. Die Fraktion will das Konzept nächsten Dienstag beschließen, Anfang April setzt sich der Koalitionspartner SPD auf einem Parteitag mit dem Thema auseinander. Dort dürfte sich Schulsenator Klaus Böger (SPD), der den Schülern wahlweise einen Religionsunterricht anbieten will, in der Minderheit befinden.
Im Unterschied zu Schulsenator Klaus Böger (SPD) will die PDS den Werteunterricht zunächst erst ab der 7. Klasse beginnen lassen. In der Grundschule bliebe alles beim Alten; hier könnten die Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften – von den Kirchen über den Humanistischen Verband bis zur Islamischen Föderation – ihren Unterricht weiter anbieten. Dies sei rechtlich nicht zu stoppen. Ab der 7. Klasse soll es dann vier Jahre lang das Pflichtfach „Interkulturelle Bildung“ geben, das die Schüler nicht abwählen oder durch die Teilnahme an einem Religionsunterricht ersetzen können. Es soll ein bis zwei Wochenstunden umfassen.
Zusätzlich soll das neue Fach nach den Vorstellungen indes nicht sein. Die Lehr- und Lernkapazitäten sollen vielmehr durch Straffung anderer Unterrichtsinhalte, vor allem im Bereich Sozialkunde/Geografie, geschaffen werden. Auch sei möglich, so genannte Pufferstunden für das neue Fach zu verwenden, so PDS-Schulexpertin Sieglinde Schaub. Mit diesen Stunden soll eigentlich jede Schule ihr Profil – etwa Sprache oder Naturwissenschaft – schärfen können. Interessierte Lehrer und außerschulische Lehrkräfte können sich für das neue Fach weiterbilden lassen.
Auch die Grünen fordern die Einführung eines verbindlichen Ethik- und Werteunterrichts, bei dem auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften ihre Anschauungen zeitweise vermitteln könnten. Die CDU favorisiert Bögers Vorschlag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen