Grüße aus Berlin sind „in“

Die Hauptstadt ist bei Touristen so beliebt wie nie zuvor. Die sichern damit knapp 200.000 Arbeitsplätze. Morgen beginnt die Internationale Tourismus-Börse. Berlin wirbt mit der Kick-WM

VON RICHARD ROTHER

„Vielen Dank, dass Sie unsere Stadt als Ihr Reiseziel ausgewählt haben!“ Möglicherweise hat der eine oder die andere BerlinerIn diesen Dank bereits anderswo einmal gehört. Noch besser wäre: Ihnen würde er öfter einmal über die Lippen kommen. Genügend Anlass gibt es. Seit Jahren steigen die Touristenzahlen in Berlin deutlich an, und die Branche ist eine der wenigen, die überhaupt noch wächst. Kein Wunder, dass sich Berlin auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB), die morgen auf dem Messegelände beginnt, auch als besonders attraktive Destination präsentieren will.

Immerhin rund 170.000 Berliner sind direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig. Es könnten demnächst noch mehr werden. Denn der Besucherrun auf die Hauptstadt hält an: Mit mehr als 13 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste verzeichneten die Statistiker einen Zuwachs von rund 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In diesem Jahr werden noch mehr Besuchende und Übernachtungen erwartet. Touristen, vor allem aus Ländern mit starken Währungen, bringen Geld in die Stadt: Sie wohnen im Hotel, gehen dinieren und shoppen, besuchen Kulturevents und verschicken Postkarten.

Kein Wunder, dass die Tourismusmanager auf Wolke sieben schweben, weil immer mehr Gäste in Berlin landen. Ein Trend, der auch auf die erfolgreichen Billig-Airlines zurückzuführen ist (siehe Text unten). Mit einem Plus von fast 50 Prozent stellen die Briten ihr neues Interesse an der deutschen Hauptstadt unter Beweis. Platz zwei belegen – Terrorangst und „Old Europe“ zum Trotz – nunmehr die US-Amerikaner, gefolgt von Besuchern aus Italien.

Bei aller Aufwärtstendenz haben die Hoteliers dennoch ein Problem. Da immer mehr Unterkünfte gebaut werden, können die einzelnen Kapazitäten selten voll ausgelastet werden. Zudem ist Berlin im europäischen Vergleich billig: Rund 130 Euro werden hier durchschnittlich für eine Übernachtung im Vier- und Fünfsternebereich bezahlt, in Paris und London sind es 212 beziehungsweise gar 300 Euro. Die günstigen Berliner Preise – auch Restaurants, Kneipen und sonstige touristische Dienstleistungen sind hier im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen billig – locken einerseits noch mehr Touristen an, andererseits schmälert dies die Gewinnmargen der einzelnen Unternehmen.

Die Branche setzt daher nicht nur auf weitere Flugverbindungen – zum Beispiel ab Mai auf wieder einmal eingeführte Direktflüge in die USA –, sondern auch auf mehrere Großevents in diesem Jahr. Die traditionellen Megapartys Karneval der Kulturen, Christopher Street Day und Love Parade werden in diesem Jahr durch sportliche Highlights ergänzt. Im Mai findet das Internationale Deutsche Turnfest statt, und im Juni wird die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft ausgetragen. Impulse erhofft sich die Tourismusbranche auch von der Internationalen Funkausstellung im September und der Goya-Ausstellung im Sommer. Im vergangenen Jahr hatte die Jahrhundertausstellung des New Yorcker Museum of Modern Art (MoMA) mit zum neuen Berlin-Hype beigetragen, vor allem bei Gästen aus dem Inland.

2006 soll dann alles im Aufwind der Fußballweltmeisterschaft boomen. Auf der Tourismusbörse ITB wird mit der Fußball-WM für die Hauptstadt geworben werden. „Wir wollen Berlin als Sportstadt vorstellen“, verkündet Hanns Peter Nerger, Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH. Die Fußball-WM ändert schon morgen die Kleiderordnung – zumindest auf der ITB. Die Messehostessen tragen keine Kostüme, sondern die Nationalmannschaftstrikots verschiedener Länder.