„Wenn ich das jetzt bin?“

70 Tage Volksvertreterin: Liesel Koschorreck aus Düren

Fünf Jahre hat sie gewartet. Jetzt ist Elisabeth „Liesel“ Koschorreck NRW-Landtagsabgeordnete. Auf Listenplatz 14 kandidierte die Rechtsanwaltsfachangestellte aus Düren bei der letzten Wahl 2000 für die SPD. Nun rückt sie endlich ins Parlament nach. Grund: Die langjährige Abgeordnete und Ex-Ministerin Ilse Brusis musste ihr Mandat zurückgeben, weil sie in den ZDF-Verwaltungsrat gewählt worden war. Doch im Mai sind Neuwahlen – und Liesel Koschorreck hat keinen sicheren Wahlbezirk. Eventuell geht sie als 70-Tage-Abgeordnete in die NRW-Landesgeschichte ein. taz-Interview mit einer politischen Kurzarbeiterin:

taz: Frau Koschorreck, haben Sie mit dem Einzug in den Landtag überhaupt noch gerechnet?Liesel Koschorreck: Nein, gar nicht mehr. Der Anruf der SPD-Fraktion kam ziemlich überraschend.

Viel Zeit bleibt Ihnen jetzt nicht mehr bis zum Ende der Legislaturperiode? Was wollen Sie im Landtag noch erreichen?Also, das sind ja keine zweieinhalb Monate mehr bis zur Landtagswahl am 22. Mai. Ich bin seit über 20 Jahren in der Politik. Meine Themen sind Kultur und Soziales. Für meinen Wahlkreis Düren/Euskirchen will ich mich einsetzen. Ob ich noch eine Parlamentsrede halten kann, weiß ich nicht. Es sind ja nur noch wenige Plenumstermine.

Seit 1987 sind Sie ehrenamtliche Landrätin im Kreis Düren und jetzt Profipolitikerin...Ja, wenn ich das jetzt bin, okay. Meinen Hauptberuf werde ich auf jeden Fall beibehalten. Ich habe mit meinem Chef abgesprochen, dass ich jetzt weniger Stunden im Büro mache, um öfter in Düsseldorf zu sein.

Bei der Wahl im Mai kandidieren Sie auf Listenplatz 18. Ihr Wahlkreis ist kein sicherer SPD-Bezirk. Sind Sie eine politische Kurzarbeiterin?Mal abwarten. Die ersten Reaktionen in meinem Wahlkreis waren sehr positiv. Wer weiß, vielleicht gibt mir das ja einen Schub, um das Direktmandat zu gewinnen.

Die Umfragen sehen für die NRW-SPD derzeit nicht gut aus. Ist das nicht belastend, kurz vor Parlamentsende nachzurücken und dann in Düsseldorf womöglich das Ende der 39-jährigen SPD-Regierungszeit miterleben zu müssen?Nein, belastend ist das nicht. Das Rennen ist offen, und Umfragen sind keine Wahlergebnisse.

INTERVIEW: MARTIN TEIGELER