Acht Fragen zum Scheitern und seinen Folgen

Über die Hintergründe zu Bremens Ausscheiden aus der Vorauswahl zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010

Was haben Görlitz und Essen, was Bremen nicht hat?

Essen hat Problemzonen und „Hinterlassenschaften der industriellen Urbanisierung“. Görlitz wiederum interessiert durch die Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Entscheidung ging es allerdings weniger um Kriterien wie „Förderung kreativen Schaffens“.

Wer streute das Gerücht, Bremen sei klarer Favorit?

Eine Berliner Zeitung, die vom deutschen Kulturrat erfahren haben wollte, Bremen stünde neben Görlitz auf der Liste der Jury.

Wird jetzt auch bei der Kultur gekürzt?

„Wir werden kämpfen“, versichert Kultursenator Peter Gloystein. Die Hälfte des Kulturhauptstadtfonds für 2005 ist verbindlich vergeben. Der Koalitionsausschuss kann am Sonntag nur die Hand auf die zweite Hälfte legen. „In großen Teilen“ werde das Geld für Kultur erhalten bleiben, gibt sich Gloystein optimistisch.

Was wird aus schon bewilligten Projekten?

Die Finanzierung einiger Projekte, wie z.B. des interdisziplinären „Quantenschaums“, ist vertraglich gesichert. Andere wie das Jugendtheaterzentrum oder das virtuelle Literaturhaus sollen möglichst in den regulären Haushalt einbezogen werden, ihre finanzielle Zukunft ist also unklar.

Was wird aus den 60 Millionen Euro, die bis 2010 für die Kulturhauptstadt eingeplant waren?

Damit wird im Koalitionsausschuss eine interne Lotterie veranstaltet. In diesem Paket liegen übrigens auch die 20 Millionen für den Kunsthallenanbau.

Was ist die Bewerbungsschrift Bremens noch wert?

Bei ebay wird sie noch nicht gehandelt. Laut Kulturressortsprecher Rehders ist sie in ihren Entwicklungslinien „heute genauso gültig wie gestern, nur nicht mehr so finalisiert.“

Wie lange wird Martin Heller noch für Bremen arbeiten?

Die Kompetenz des Projektbüros solle erhalten bleiben, verspricht Gloystein, auch die „Struktur“. Ob es außerhalb des Kulturressorts bestehen bleibt, ließ er vorerst unklar. Heller, dessen Vertrag in drei Monaten endet, will „zumindest in den nächsten Monaten“ daran arbeiten, dass seine Impulse nachhaltig wirken.

Ist das Jury-Votum endgültig?

Der Bundesrat wird den Vorschlag der Kultusministerkonferenz an die EU weitergeben. Die wird zwischen Essen und Görlitz entscheiden müssen.

grä/kawe