Elfjähriger war Häftling in Abu Ghraib

US-Armeedokumente bestätigen Missbrauch minderjähriger Häftlinge. Offizieller Bericht des US-Militärs gesteht Fehler im Umgang mit Folterskandal im Irak ein

WASHINGTON ap/rtr ■ Im US-Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad ist auch ein elfjähriger Junge festgehalten worden. Das geht aus Dokumenten der US-Armee hervor, die die Amerikanische Union für Bürgerrechte (ACLU) am Donnerstag veröffentlichte. Darin sind auch Zeugenaussagen über sexuellen Missbrauch einer 17-Jährigen durch Gefängnispersonal enthalten.

Die Streitkräfte haben bislang stets versichert, dass unter den in Abu Ghraib misshandelten Gefangenen keine Jugendlichen gewesen seien. Nach den nun veröffentlichen Aussagen von sechs Zeugen allerdings zwangen drei betrunkene Soldaten und ein Übersetzer eine 17-jährige Irakerin, ihre Brüste zu entblößen, und küssten sie. Die Schuldigen seien nicht zur Rechenschaft gezogen worden, berichteten die Zeugen. Zudem sagte ein Soldat aus, Anfang 2004 sei ein 17-Jähriger mit Matsch beschmiert und mit Wasser übergossen worden, um dessen Vater, einen irakischen General, zur Aussage zu bewegen.

Unterdessen hat das US-Militär in einem offiziellen Bericht Fehler im Zusammenhang mit dem Folterskandal im Irak eingeräumt. Der weitaus größte Teil des Berichts unterliegt der Geheimhaltung. In dem Dokument gibt das US-Militär zu, nicht schnell genug auf die sich abzeichnenden Missstände in dem US-Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad reagiert zu haben. Demokratische US-Senatoren zeigten sich von dem Bericht jedoch ebenso enttäuscht wie die Menschenrechtsgruppe amnesty international (ai). In der Zusammenfassung, die dem Streitkräfteausschuss des US-Senats vorgelegt wurde, wird die Spitze des Verteidigungsministeriums als „nicht direkt verantwortlich“ für sexuelle und psychische Misshandlungen von Häftlingen bezeichnet.