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: Müssen Manager ihre Gehälter offen legen, gibt es zum Jammern einen Grund weniger

Die rot-grüne Bundesregierung hat getan, was sie tun musste. Indem Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) gestern das Gesetz zur Veröffentlichung von Vorstandsgehältern ankündigte, hat sie auf die soziale Schieflage in Deutschland reagiert. Die Bundesregierung will so den Eindruck verwischen, dass Manager sich diskret die Taschen vollstopfen, während Millionen Menschen unter Hartz IV leiden. Künftig müssen die Vorstände von Aktiengesellschaften erklären, wie viel sie verdienen. Die Sache kam ins Rollen, als die Öffentlichkeit vor einem Jahr im Zuge des Mannesmann-Prozesses bemerkte, wie Spitzenkräfte der Wirtschaft sich selbst zweistellige Millionenbeträge als Abfindung genehmigten.

Das Gesetz soll zunächst einmal helfen, die Stimmung im Land nicht weiter zu verschlechtern. Diese Hoffnung wird zum Teil erfüllt werden: Was bekannt ist, ist nicht mehr so interessant. Einzelne Vielverdiener unter den Vorständen werden sich zudem etwas mäßigen müssen. Sich selbst 3 Millionen Euro Zuschlag zu gewähren und gleichzeitig 1.000 Jobs zu streichen wird schwieriger. Die Öffentlichkeit hat ein neues Kontrollinstrument in der Hand.

Trotzdem wird die Kluft zwischen den Löhnen der Beschäftigten und den Managergehältern durch die verbesserte demokratische Legitimierung der Unternehmen im Durchschnitt nicht kleiner. Das belegen die Erfahrungen aus den USA, wo jeder Dollar veröffentlicht werden muss, den die Chefs bekommen.

Die Eigentümer der Aktiengesellschaften sind die eigentlichen Profiteure des Gesetzes. Sie bekommen die Möglichkeit, die Leistung ihrer Vorstände zu überprüfen. Die einzelnen Aktionäre, vor allem aber die großen Investmentfonds, wissen künftig genau, ob ein Manager sein Gehalt wert ist.

Die Investment-, Pensionsfonds und transnationalen Banken haben schon lange mehr Transparenz von der deutschen Wirtschaft verlangt. Insofern hat Justizministerin Zypries nichts anderes getan, als die Konkurrenzfähigkeit der hiesigen Aktiengesellschaften zu verbessern. Gegen den Willen vieler Manager übrigens – was zeigt, wie strukturkonservativ größere Teile der deutschen Wirtschaftselite noch sind.

Diese Traditionsverliebtheit könnte glatt als Standortnachteil bezeichnet werden. Die Sozialdemokraten dagegen gebärden sich superkapitalistisch: Sie machen inzwischen wohl alles, um den Aktionären zu gefallen.HANNES KOCH