zukunft der bühnen
: CDU total tabulos

Einen „offenen Diskussionsprozess“ über die Zukunft der Bühnen wünschte sich der Kölner CDU-Ratsfraktionsvize Karl Theodor Lemper gestern. Auch wenn ein offener Prozess der „üblichen Form der Meinungsbildung in Verwaltungen“ widerspreche, fügte er an. Auch wenn ein offener Prozess der Form der Meinungsbildung in Köln generell widerspricht, möchte man gerne noch ergänzen.

Doch die Kölner Konservativen scheinen im Moment eine Demokratisierungsphase zu durchleben. Jedenfalls ist sich die Partei – nach dem gestrigen Auftakt der Debatte im Foyer des Schauspielhauses zu urteilen – völlig uneins darüber, was mit Riphahn-Gebäuden und Bühnenbetrieb geschehen soll.

Stadtkämmerer Peter-Michael Soénius (CDU) verteidigte seine Vorstellung, eine Spielstätte „mit privaten Investoren an anderer Stelle “ zu errichten. Die Riphahn-Bauten seien „von ästhetisch geringem Wert“. Das reizte die etwa 150 Gäste zu heftigen Buh-Rufen. Viel besser kam sein direkter Widersacher an, Stadtentwicklungsdezernent Bernd Streitberger (CDU). Die geringeren Kosten, der Respekt vor den Gebäuden und die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Stadtentwicklung sprächen für die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude, sagte er und bekam dafür großen Applaus.

Auch Bühnenschaffende kamen bei der CDU-Veranstaltung zu Wort. Allerdings nahm Opernintendant Christoph Dammann die Aufforderung des Moderators („Keine Tabus!“) als Einziger wirklich ernst und fantasierte wortreich und pointiert über die Trennung von Haus und Ensemble, die Zusammenlegung von Bühnen und Musikschule. „Aber“, schloss Dammann, „die Generalsanierung wird sich als beste Variante herausstellen.“

So war Soénius mit seiner Meinung, die Sanierung sei nicht zu finanzieren, am Ende ziemlich allein auf dem Podium. Doch wenn der zurzeit angeblich „offene Prozess“ bei einer Abstimmung im Rat zu seinem Ende kommt, wird die Mahnung des Kämmerers womöglich wieder aktuell: „Bei der Verabschiedung von Haushalten interessiert sich in der Regel niemand mehr für Kultur.“ SEBASTIAN SEDLMAYR