Europa ohne Nord

Auch im Handball breitet sich die Ergebniskrise aus – denn die Leistung der drei Nordklubs stimmte im Europapokal

Dramatischer hätte das Wochenende für die Handballer aus dem Norden nicht laufen können. Nur fünf Tore fehlten dem HSV, der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel insgesamt um im Europapokal in die nächste Runde einzuziehen.

Besonders in Flensburg wird man das Rückspiel des Champions League-Viertelfinales gegen Montpellier nicht so schnell vergessen. Mit 14 Toren Unterschied verloren die Nordeutschen das Hinspiel in Frankreich – mit 13 Toren sollten sie das Rückspiel gewinnen. Eine phänomenale Leistung, wenn da nicht die letzten zwei Sekunden gewesen wären. Ein Freiwurf an der Neun-Meter-Linie unterschätzte die Mauer des amtierenden deutschen Meisters und trotz wilder Anweisungen seitens ihrer Bank ging der letzte verbliebene Wurf der Franzosen rechts an der Mauer vorbei, durch die Beine des Flensburger Keepers hindurch ins Netz, so dass Montpellier doch noch den Einzug in das Halbfinale feiern konnte. „Ich kann gar nicht traurig sein“, sagte der Flensburger Coach Kent-Harry Andersson. „Wir haben super Handball gespielt.“

Das hat der THW Kiel in Barcelona nur zeitweise getan. Trotz eines fünf Tore Vorsprungs aus dem Hinspiel gegen Barcelona konnten die Kieler das Halbfinale der Champions League nicht erreichen. Auch im achten Anlauf mussten die Kieler ihre Träume vom Gewinn der Champions-League begraben – zum dritten Mal hieß der Spielverderber FC Barcelona. Die Spanier gewannen das Viertelfinal-Rückspiel mit 33:27. Am Ende fehlte auch dem zehnfachen deutschen Meister nur ein Tor, um die Katalanen aus dem Wettbewerb zu werfen.

„Das ist bitter. Aber die Mannschaft hat hervorragend gekämpft“, sagte Kiels Trainer Zvonimir Serdarusic, der gemeinsam mit den Kielern die Pressekonferenz verweigerte, weil sich die Kieler durch den Einsatz von Trillerpfeifen seitens der Zuschauer benachteiligt fühlten.

Trotz eines 27:25-Erfolges beim spanischen Vertreter Ademar Leon musste auch der HSV Hamburg seine Segel im Europokal der Pokalsieger streichen. Die Hanseaten hatten vor einer Woche ein 25:29 kassiert. HSV-Torhüter Tomas Svensson, der 21 Würfe parierte, legte mit seinen Paraden den Grundstein für den Sieg. Trotz des Ausscheidens verteilte der Keeper Komplimente an sein Team: „Nach so einer Superleistung kann man einfach nicht enttäuscht sein.“ Die Spanier waren bass erstaunt über den frechen Auftritt der Hamburger, die bereits mit drei Toren (23:20/51.) führten. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon einmal so konzentriert und aggressiv gespielt haben. Ich traue uns für die nächste Saison einiges zu“, meinte Nationalspieler Torsten Jansen. Als der HSV kurz davor stand, Leon aus dem Wettbewerb zu werfen, erzielte der bis dahin völlig unauffällige Petar Metlicic zwei entscheidende Treffer für Leon und zerstörte damit den Traum der Hamburger vom Einzug ins Halbfinale. „Nach dieser Leistung muss man nicht traurig sein, dass wir es nicht geschafft haben“, tröstete Hanning seine Spieler. DPA/TAZ