„Die Hektik gab es nicht“

Lesung über die Börse und die Pfeffersäcke

■ war von 1987 bis 2005 Hauptpastor an St. Michaelis und publiziert unter anderem Ratgeber zu Lebensfragen.Foto: dpa

taz: Herr Adolphsen, wie vertrugen sich die Pfeffersäcke an der Börse mit der Kirche?

Helge Adolphsen: Die Hamburger Kaufleute haben die Hansestadt schon immer in allen Bereichen geprägt, auch die Kirche. Das ging sogar so weit, dass es ein Börsenbuch inklusive Gesangbuch gab. Die kümmerten sich halt um alles.

Was kann die Börse aus ihrer Geschichte lernen?

Eigentlich nicht viel. Ich lese einfach schöne Schilderungen. Mit der heutigen Börse ist das kaum vergleichbar, die Hektik gab es damals nicht. Nur die Mittagspause ist auch heute noch wichtig. Und Bankrotteure gibt es wieder viele. Früher wurden die nur an ein schwarzes Brett geschrieben, dann durften sie weitermachen.

Gab es schon mal einen Wasserschaden, wie vorigen Freitag?

Nein, das nicht. Aber als die Börse entstand, wurde zunächst auf einem ungepflasterten Platz gearbeitet. Die standen da im Dreck und in den Pfützen, das ist dann ja eine passende Parallele.

Welche Anekdote ist besonders interessant?

Salomon Heine hat nach dem großen Brand 1842 gefragt: „Nu, was ist denn verloren? Ist die Elbe abgebrannt? Nein? Na, dann ist doch nichts verloren, wenn wir die Elbe noch haben!“ Er hat den Wiederaufbau massiv gefördert, seiner wurde aber erst 50 Jahre später öffentlich gedacht, weil sie ihn zunächst nicht mochten. INTERVIEW: JANNIS FRECH

20 Uhr, Gemeindesaal St. Petri, Eintritt 11 Euro (für das Kinderhospiz Sternenbrücke)