Nur ein harmloses Spiel

Sie verteilt keine Gefühle: Die Sängerin Annett Louisan kommt in die Laeiszhalle

Der Albtraum radikaler Feministinnen muss ungefähr so aussehen: Ein junges Mädchen wälzt sich in einem Video lasziv unter einem Laken, starrt mit großen Kulleraugen in die Kamera und seufzt: „Ich will doch nur spielen“. Das Lied „Das Spiel“ der Hamburger Sängerin Annett Louisan verwirrte. Allen voran die Kritiker. Von „Lolitapop“ war die Rede, „Mädchenpopwunder“ nannten die einen Annett Louisan, eine „delikate Süßspeise“ , deren Lieder kleben „wie Patex“ die anderen. Wieder andere wollte wissen: Sind wir Männer nur ein Spiel für dich, Annett?

Ob Annett Louisan in der Laeiszhalle mit den Gefühlen irgendwelcher Redakteure spielen wird, scheint fraglich. Sicher ist dagegen: Die Hörer waren vom Debutalbum Bohème der ehemaligen Kunststudentin begeistert. Bereits sechs Wochen nach Veröffentlichung erreichte Bohème Goldstatus, weitere drei Wochen später Platin.

Die Musik, eine Mischung aus Easy Listening, Chansons, und federleichten Popsongs, überrascht nicht mit provokanten Statements. Annett Louisan singt in zwölf Liedern von Liebe, Leid, Lust und Frust. Es sind Momentaufnahmen, die mal ironisch, mal abgeklärt, aber immer kokett und ein wenig lasziv präsentiert werden. In die Riege der neuen deutschen Sängerinnen scheint Annett Louisan da nicht zu passen. Doch wenn sie mit ihrer fast kindlichen Stimme singt, dass ein Liebhaber nicht mehr als eine Nacht und erst recht keine Gefühle erwarten darf, dann dreht Annett Louisan den Spieß ganz langsam um. Sie will ja nur spielen. Christine Schams

Do, 17.3., 20 Uhr, Laeiszhalle