BVB um Insolvenz gedrückt

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund geht vorerst nicht pleite. Die Eigner des Beteiligungsfonds Molsiris stimmen dem Sanierungsplan zu. Nun winkt sogar eine neue Bundesliga-Lizenz

VON KLAUS JANSEN
UND HOLGER PAULER

Das Szenario hätte zu einem Begräbnis erster Klasse gepasst: Eine schäbige Blechbaracke im hintersten Winkel des Düsseldorfer Flughafens, Stehtische, ein abgewetzter schwarzer Fleckenteppich. Bundesligist Borussia Dortmund, glitzerndes Aushängeschild des goldgräberischen Kommerzfußballs der 90er Jahre, ist tief gesunken. Und dennoch: Nach dem gestrigen Tag in der beschönigend „Event Terminal“ getauften ausrangierten Flughafenhalle in Düsseldorf, sieht es so aus, als habe der hochverschuldete Verein wieder eine Zukunft. 94 Prozent der Anleger des Beteiligungsfonds Molsiris stimmten per Televoter dem Sanierungsplan der Borussia zu und verhinderten so die Insolvenz des Traditionsvereins. 75 Prozent der Stimmen waren notwendig.

Vier einsame Fans hatten während der über fünfstündigen Verhandlung vor dem Terminal ausgeharrt und dem Fluglärm gelauscht. „Keine Fotos“, brummte das Lieblingsmotiv der angereisten bundesdeutschen Fotografenschaft genervt. Nach der Entscheidung am Nachmittag teilten auch die frierenden Anhänger die Gefühlslage ihres Präsidenten Reinhard Rauball. „So einen Tag möchte ich nicht noch einmal erleben. Es war das Schlimmste, was ich bisher durchgemacht habe“, gab sich der am Nachmittag entsprechend geschlaucht.

Für rund 43 Millionen Euro darf die Borussia nun 42,8 Prozent der von Molsiris gehaltenen Anteile am Westfalenstadion zurückkaufen, die den Verein erdrückende Miete von 16 Millionen Euro im Jahr wird entscheidend reduziert. Eine große Wahl hatte der BVB den Anlegern nicht gelassen: Im Falle einer Insolvenz hätten die Molsiris-Zeichner den größten Teil ihrer Einlagen verloren. „Es gibt keinen Plan B“, hatte Präsident Rauball noch am Vorabend der Abstimmung gedroht. Nun bewahren sie wenigstens eine vage Chance auf Rendite.

Der BVB glaubt nun fest daran, von der Deutschen Fußball Liga eine Lizenz für die kommende Spielzeit zu bekommen. „Das Konzept ist so ausgelegt, dass die Liquidität für die kommende Saison gesichert ist“, so Präsident Rauball. Und auch die Politik steht bereits Gewehr bei Fuß und macht schönes Wetter: „Ich hoffe auf einen positiven Ausgang des Lizenzierungsverfahrens“, sagte NRW-Sportminister Michael Vesper (Grüne) kurz nach der Abstimmung.

Haben die Verursacher der Pleite, Manager Michael Meier und der längst geschasste Ex-Präsident Gerd Niebaum, nun doch alles richtig gemacht? Wohl kaum, denken viele Anhänger, bei denen der Frust trotz aller Erleichterung noch immer tief sitzt. Vor allem Manager Meier steht weiter in der Kritik. Stellvertretend formuliert der Fan „Klopfer“ im Internetforum schwatzgelb.de: „Schmeißt Meier raus! Schreit es ihm so lange ins Gesicht, bis er nicht hören kann, zeigt ihm solange Transparente, bis er es nicht mehr sehen kann.“

siehe Leibesübungen Seite 19