Zum Gutfinden

Sarah Kuttner hatte zu „Kuttner On Ice“ gerufen und die Columbiahalle war sonntagabends restlos ausverkauft

Nach dem Auftritt der International Noise Conspiracy beschwerte sich Sarah Kuttner bitter über die taz. Dort habe man am Samstag lesen können, Sarah Kuttner würde Bands nur des Gutfindens wegen gut finden, und sobald sie dann berühmt wären, würde sie mit dem Gutfinden aufhören. „Das stimmt nicht !“, stellte sie in einer flammenden Rede klar. „Ich bin kein Indie-Nazi!“ Und sie schwor, Moneybrother noch gut zu finden, selbst wenn Millionen Menschen auf der Welt ihn gut fänden.

Aber wer wollte Moneybrother nicht gut finden? Diesen netten Schweden, diesen grandios ironisch-pathetischen Soul-Pop! Große Begeisterung schlug der schwedischen Band von Anfang an entgegen und Herr Moneybrother war dann wiederum so begeistert, dass er ständig dem Publikum sagte, was für eine great audience es sei. Darüber freuten sich die Fans und so wurde die Stimmung immer euphorischer. Die Bläser trugen viel zur beschwingt-humoristischen Note des Konzerts bei, sie tanzten und grimassierten lustig, sangen auch wunderschön die zweite Stimme. Bei den Hits „It’s been hurting all the way with you“ und „Reconsider Me“ rastete man im Publikum regelrecht aus.

Sarah Kuttner dankte in den Zwischenansagen immer wieder den Beteiligten, lobte das sexy, gut aussehende Publikum und wies auf ihre Sendung hin. Dann ging es weiter mit den jungen Schweden: Die größenwahnsinnigen Mando Diao lieferten wieder eine perfekte Rockshow ab, da konnte man vor allem von der Empore aus schön die Wellenbewegungen im pogenden Publikum verfolgen. Alles sprang schwitzte, tobte, schrie, die unvermeidlichen Crowdcrawler wurden von grimmigen Sicherheitsleuten über die Absperrung gezogen, es war herrlich.

Zum Schluss kam Sorgenkind Adam Green auf die Bühne. Zuerst tanzte er noch ganz liebenswürdig, aber bald hatte er keine Lust mehr auf die eigenen Songs, stimmte immer wieder Velvet Undergrounds „Shiny, Shiny boots of leather“ und Leonard Cohens „Suzanne“ an und wirkte dabei wie der mittelalte zynische Bob Dylan, der seine eigenen Stücke hasste und zerstören musste. Dann spielte er lange quietschende Gitarrensoli und tat eigentlich alles, um sein Publikum zu verärgern. Doch bei „Jessica Simpson“ waren alle wieder versöhnt. Sarah Kuttner verteilte T-Shirts und alle waren glücklich „On Ice“.

CHRISTIANE RÖSINGER