SympathiesantInnen drohen mit Fischstäbchen

Räumung der Yorck 59 steht unmittelbar bevor. Unbekannte hatten Immobilien der Familie des Hausverwalters mit Farbbeuteln beworfen. Daraufhin soll er den BewohnerInnen des Hausprojekts Heizung und Wasser abgedreht haben

Das Ende der Yorck 59 scheint nahe. Am Freitagabend soll der Hausverwalter M. den 60 BewohnerInnen des linken Hausprojekts in der Kreuzberger Yorckstraße 59 die Heizung abgestellt und das Wasser abgedreht haben. Der Hausverwalter, der mit seinem Namen in der Zeitung nicht erwähnt werden möchte, bestreitet dies, gibt aber zu, dass die Räumung des Hauses „unmittelbar“ bevorsteht. Der Gerichtsvollzieher sei benachrichtigt.

Die BewohnerInnen sind empört. „Mit dieser neuen Eskalationsstufe wird versucht, den BewohnerInnen und Initiativen das Leben und die Arbeit unmöglich zu machen“, heißt es in einer Erklärung der HausbewohnerInnen. Bei Temperaturen von minus fünf Grad hätte M. die Gesundheit der BewohnerInnen auf dem Gewissen, insbesondere die der zehn Kinder, die im Haus wohnen. Die Strom- und Wasserversorgung wurde erst gestern Morgen wieder angeschaltet.

Der Hausverwalter M. ist offenbar mit seiner Geduld am Ende. In der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte Farbbeutel auf Immobilien seiner Familie geworfen. Der Mutter, die selbst mit Immobilien handelt, hinterließen sie anlässlich ihres 60. Geburtstags zudem einen Präsentkorb mit vergammelten Fischstäbchen – eine Anspielung auf „Miethaie“ – und kündigten an, dass es für „skrupellose Immobilienspekulanten“ weitere „Geschenke“ geben werde. „Wer sein Geld damit verdient, dass MieterInnen schikaniert oder auf die Straße gesetzt werden, verdient die volle Packung“, stand im Bekennerschreiben.

Das vierstöckige Hinterhaus in der Yorckstraße 59 ist seit 16 Jahren ein wichtiger Treffpunkt für die linke und alternative Szene in Kreuzberg und beherbergt zahlreiche Initiativen, unter anderem die Antirassistische Initiative (ARI) und das Anti-Hartz-Bündnis. Handelte es sich bei dem Konflikt anfangs noch um einen regulären Mietstreit zwischen Hausverwalter und den BewohnerInnen, haben sich inzwischen zahlreiche andere von Räumungen bedrohte Projekte solidarisiert. Die Yorck 59 ist zum Symbol im Protest gegen „Miethaie“, Immobilienspekulanten und Stadtumstrukturierungen allgemein geworden. Mehr als 100 Initiativen unterstützen die Yorck 59 inzwischen und rufen zu einer gemeinsamen Demonstration am 26. März in Friedrichshain auf.

Die BewohnerInnen selbst setzen weiterhin auf Verhandlungen. Hausverwalter M. lehnt dies jedoch kategorisch ab: „Es gibt nichts mehr zu verhandeln“, sagte er der taz. FELIX LEE