Trauer sieht irgendwie anders aus: Die, die eine haben, hüpfen aufgeregt auf und ab, schwenken ein handelsübliches Konzertticket und quieken glücklich: „Ich hab eine, ich hab eine!“ Eine, das heißt eine Eintrittskarte zur offiziellen Trauerfeier im Staples Center in Los Angeles. Wer eine hatte, war drin und durfte Michael Jackson offiziell die letzte Ehre erweisen. 11.000 kostenlose Eintrittskarten wurden verlost, 6.500 weitere für die Liveübertragung im Nokia Theatre nebenan ausgegeben. Mehr als 1,6 Millionen Menschen hatten sich für eine dieser Karten beworben, im Internet wurden die Tickets für fünfstellige Summen angeboten. Wer keine Karte hatte, wurde von der Polizei weiträumig vom Staples Center ferngehalten. Dennoch pilgerten tausende Fans nach L. A., um wenigstens in vager Nähe zur Feier zu sein. Weltweit, so die Schätzungen im Voraus, sahen bis zu 750 Millionen Menschen via Fernsehen oder Internet zu. In Berlin wurde die Feier live in der Veranstaltungshalle O2-World übertragen. So wird Jacksons Beerdigung so wie sein ganzes Leben: ein perfekt inszenierter Event für die Massen. Es war gar, als sei es sein letztes Konzert – und sein größtes.

Doch gesungen haben andere: Stevie Wonder, Mariah Carey, Usher, Lionel Richie, Queen Latifah, Kobe Bryant, Jennifer Hudson und John Mayer etwa. Einigen aber war der ganze Medienansturm auch zu viel. Jacksons Exfrau Debbie Rowe, die Mutter seiner beiden ältesten Kinder, wollte den Rummel nicht noch verstärken, Jacksons enge Freundin Elizabeth Taylor schrieb per Twitter: „Ich glaube nicht, dass Michael wollte, dass ich meinen Schmerz mit Millionen anderen teile.“

Michael Jacksons Eltern und Geschwister nahmen am Dienstag kurz vor Sonnenaufgang in Los Angeles bei einer privaten, recht kurzen Trauerfeier auf dem Prominentenfriedhof Forest Lawn im Stillen Abschied. Nach Angaben des Entertainmentdienstes tmz.com soll Michael Jacksons Leichnam dort zu einem bisher noch nicht bekannten Zeitpunkt bestattet werden, neben dem Grab von Bette Davis.

Für die um 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnende Trauerfeier wurde der goldene, mit Rosen geschmückte Sarg mit dem Leichnam von einer Sondereinheit der Los Angeles Police vom Friedhof zu der Arena im Stadtzentrum gefahren, wo der Sarg dann aufgebahrt wurde. TAZ