Die Kontroverse

Der Historiker Götz Aly hat in „Hitlers Volksstaat“ eine viel beachtete These entwickelt: Das Nazi-Regime habe sich die Loyalität der Deutschen erkauft, indem es Juden und eroberte Länder ausplünderte. So wurde eine Wohlfühldiktatur errichtet, die die Deutschen weitgehend von den Kosten des Krieges entlastete. Dieser bislang unterbelichtete Aspekt sei zentral für das NS-Regime gewesen.

Die taz veröffentlichte am Samstag eine kritische Rezension, verfasst von dem britischen Wirtschaftshistoriker J. Adam Tooze. Tooze wirft Aly vor, den Anteil, den deutsche Steuerzahler an den Kriegskosten aufbrachten, zu niedrig zu veranschlagen, jenen, den die Ausplünderung von Juden und eroberten Gebieten erbrachte, zu hoch. Damit stürze auch Alys These von der Wohlfühldiktatur ein. In dieser Debatte geht es um Zahlen – und im Hintergrund um die Frage, wie das NS-Regime die Massen bei der Fahne hielt. Es gab beides – die erkaufte Loyalität und die gewalttätige Repression. Aber was stand im Vordergrund?

Bedauerlicherweise findet sich in der Druckfassung der Rezension ein Fehler – dort steht, dass Aly „30.000 an Volksgenossen vollstreckte Todesurteile“ nicht erwähne. Das ist falsch. Aly befasst sich damit auf Seite 338 f. seines Buches. Doch dieser Fehler stammt nicht von Tooze – er ist Ergebnis einer sinnentstellenden redaktionellen Kürzung. Wir bitten Autor und Rezensent um Entschuldigung.