LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Vattenfall, Störfall, Normalfall“, taz vom 6. 7. 09

Je oller, umso anfälliger

Keine zwei Wochen nach Inbetriebnahme des seit zwei Jahren abgeschalteten Atomreaktors in Krümmel muss dieser erneut vom Netz – mehrere Störfälle binnen kürzester Zeit waren der Auslöser hierfür. Wer nach diesen Ereignissen immer noch glaubt, die Qualität deutscher Atomkraftwerke lobend hervorheben zu müssen, wirkt überaus naiv. Allein in Krümmel ereigneten sich seit 1984 über 300 „meldepflichtige Ereignisse“; das sind mehr als zehn pro Jahr. Zwar mag Krümmel zu den anfälligeren Meilern gehören, doch auch die übrigen 16 deutschen Atomkraftwerke dürften mit zunehmender Betriebsdauer nicht sicherer werden.

Vor diesem Hintergrund erscheint der von CDU/CSU und FDP bereits geplante „Ausstieg aus dem Ausstieg“ nahezu weltfremd. Es ist zwar zutreffend, dass die atomar erzeugte Energie auf den ersten Blick durch ihre Ersparnis an CO2-Emissionen umweltfreundlich erscheint. Doch zeigen bereits die Vorfälle im Salzstock Asse vom Sommer letzten Jahres die schmutzige Seite dieser vermeintlich sauberen Energie. Und wenn Atomliebhaber behaupten, man könne sich durch ein Festhalten an der Kernkraft von Energieimporten unabhängiger machen, so ist dies aus drei Gründen fadenscheinig. Erstens: Niemand heizt mit Atomenergie seine Wohnung oder betreibt damit sein Fahrzeug. Zweitens: Genauso wie Erdöl und Erdgas ist Uran eine endliche Ressource, die innerhalb der nächsten Dekaden zur Neige gehen dürfte. Und drittens: Uran muss ebenfalls importiert werden – übrigens auch aus Russland.

Die aktuelle Diskussion täuscht somit darüber hinweg, dass Kernenergie stets mit einem unkalkulierbaren Risiko behaftet bleiben wird. Und das unabhängig davon, wie billig der daraus gewonnene Strom auch sein mag. Denn nicht nur der Prozess der Energieerzeugung als solcher ist risikobehaftet – ein Verweis auf Tschernobyl scheint an dieser Stelle überflüssig. Vor allem die Entsorgung atomarer Brennstäbe ist nach wie vor ungelöst und stellt daher das entscheidende Problem dar: Wer an Atomkraft festhält, aber seit Jahren die Auseinandersetzung mit der Frage der Endlagerung umschifft, handelt mehr als fahrlässig. Offenbar möchten die bürgerlichen Parteien auf diesem Wege raffiniert Wählerstimmen gewinnen. Es bleibt zu hoffen, dass sie hiermit keinen Erfolg haben werden. Denn CO2-Emissionen und Atommüll gegeneinander aufzurechnen und anzunehmen, dass sich mit Atomstrom Energieabhängigkeiten auflösen lassen, ist weder vernünftig noch nachhaltig gedacht. MORITZ KRELL, MANUEL VESELY, Berlin

■ betr.: „Vattenfall, Störfall, Normalfall“, taz vom 6. 7. 09

Was ein Störfall ist

Was ein Störfall ist und wem er unter welchen Umständen überhaupt noch gemeldet wird, das entscheiden die Direktoren von E.on, RWE, EnBW und Vattenfall. Kein Wunder, wenn die Spitzenpolitiker in Berlin und München im Grunde genommen nichts mehr zu melden haben und immer öfter Sprachrohr und Erfüllungsgehilfen der Mega-Stromkonzerne sind. Wofür und warum gehen wir eigentlich noch zur Wahl?

JÜRGEN BÖCK, Wasserburg

■ betr.: „Die Atombombe gegen Merkel“, taz vom 7. 7. 09

Nach der Wahl weiterstrahlen

Kein Problem für Atom-Merkel. Dieses lästige Hindernis kann sie locker aussitzen. Im Gegensatz zu Gabriel wird Merkel nach der Wahl weiterstrahlen. D. FRICK, Waiblingen

■ betr.: „Berichtigung“ zum Nicht-Artikel Pina Bausch,taz vom 3. 7. 09

Blöde Entschuldigung

tja, irgendwann schlägt sich’s halt nieder, dass das durchschnittsalter der redakteure unter 40 ist. die entschuldigung, warum keine nachricht in der südtaz war, ist ja mehr als blöd. für jede pop-größe wäre die walze angehalten worden – wetten? dann habe ich noch auf die sonntaz gewartet und mir gedacht, na, da bügeln sie das dann wieder aus. nix da! die frau des tanztheaters stirbt und in der taz keine würdigung. wahrscheinlich bin ich zu alt für eure zeitung… RUTH ALEX, Stuttgart

■ betr.: „Tiefer Fall. Pirat Nummer 2.397“ von Wolf Schmidt,taz vom 6. 7. 09

Einer, der das Internet versteht

Der Grund, dass Tauss so begeistert von den Piraten aufgenommen wurde, ist eben nicht einfach, dass er im Bundestag sitzt, sondern dass er einer der wenigen Politiker ist, die das Internet verstehen und für die es nicht mysteriöser Bedrohungsraum ist, den man wahlweise ignoriert oder bekämpft. Die Affäre um Tauss ist tragisch. Aber seine Rede im Bundestag war klug und inhaltlich richtig. Dass Schmidt darauf mit keinem Wort eingeht, ist schade und nicht das, was ich an Berichterstattung von euch erwarte.

TIM ARETZ, Kessel-Lo, Belgien