CDU ist mit sich selbst beschäftigt

Der Kölner CDU-Fraktionschef Herbert Gey ist in seiner Partei umstritten. Hinter den Kulissen wird er kräftig demontiert, potenzielle Nachfolger werden schon gehandelt

KÖLN taz ■ Wenn eine Partei politisch eher orientierungslos ist, treten Personalfragen in den Vordergrund. So derzeit bei der Kölner CDU. Der Fraktionsvorsitzende Herbert Gey macht auf dem politischen Parkett oft keine gute Figur, deshalb wird hinter den Kulissen nachhaltig seine Abwahl betrieben. Geschehen soll dies aber erst nach der Landtagswahl, damit die Wähler nicht verunsichert werden.

Die Fraktionsmitglieder der Christdemokraten im Kölner Stadtrat vermissen schließlich nach zwei wochenendlangen Klausurtagungen wirkliche inhaltliche Initiativen. Nur ein einziges Mal wurde aus Unionskreisen eine breite öffentliche Diskussion angestoßen – ausgerechnet von Fraktions-Vize Lothar Theodor Lemper zum Thema Kultur und Stadtplanung, und das bewusst an Gey vorbei.

Das Verhältnis zwischen Lemper und Gey gilt seit jeher als unterkühlt, schließlich wollte Lemper selbst Chef werden. Weil ihn aber allzu viele Parteifreunde als Statthalter des viel diskutierten Ex-Vorsitzenden Richard Blömer sahen, hatte er keine Chancen. Wie das allerdings nach der NRW-Wahl aussieht, ist offen.

Herbert Gey denkt zwar offenbar nicht an Rücktritt. Doch mit einem Kunstgriff hatte die Fraktion nach der Kommunalwahl schon vorausschauend eine automatische Bremse eingebaut. Denn entgegen der Statuten wurde Gey ausnahmsweise nicht für zweieinhalb Jahre, sondern nur für ein Jahr gewählt. Das heißt, er muss sich spätestens im Herbst erneut dem Votum der Fraktionsmitglieder stellen. Eine Mehrheit ist aber kaum noch abzusehen. Als mögliche Gegenkandidaten werden neben Lemper nun auch der ehemalige Kölner Polizeidirektor Winrich Granitzka und der frühere Fraktionschef Karl Jürgen Klipper genannt. Frank Überall