Hauptsache C und S

Nach dem Erfolg der Krimiserie „CSI“: Sat.1 und RTL zeigen wieder US-Importserien in der Primetime. Ihre Namen sind leicht zu verwechseln

VON HARALD KELLER

In der Frage, wie eine Primetime-taugliche US-Serie beschaffen sein sollte, sind sich deutsche Programmgestalter weithin einig: gute Geschichten, ein hohes Produktionsniveau, die Inhalte bloß nicht zu amerikanisch.

Der Idealtyp einer solchen Serie gelang dem Produzenten Jerry Bruckheimer mit „CSI“ („Crime Scene Investigation“). Wie in seinen Kinofilmen („The Rock“, „Pearl Harbor“) verstand es Bruckheimer auch hier, mit untrüglichem Instinkt publikumswirksame Attraktionen zu bündeln und „CSI“ über die USA hinaus als Marke zu etablieren. Mit „CSI: Miami“ und „CSI: New York“ entstanden zwei nicht minder erfolgreiche Ableger ähnlicher Machart. Die übereinstimmenden Merkmale: mondäne Schauplätze, schmissige Musikuntermalung, Kamera im Hongkong-Stil, erklärungssatte Dialoge.

Hierzulande erzielte Vox mit „CSI: Miami“ so erfreuliche Quoten, dass das Mutterhaus RTL jüngst mit sanftem Druck die Herausgabe des Erfolgstitels forderte – ab 19. April wird mit „CSI: Miami“ erstmals seit 1995 wieder eine aktuelle Importserie in der RTL-Primetime zu sehen sein. Andere zitieren das Erfolgsformat. So versah RTL II die heute beginnende Kaufserie „Glory Days“ mit dem sperrigen Titel „CSL – Crime Scene Lake Glory“. Immerhin: Eine Gerichtsmedizinerin spielt eine zentrale Rolle, und das titelgebende Inselstädtchen Glory ist tatsächlich eine einzige crime scene.

Fische im Briefkasten

Die Stimmung dieser von „Scream“- und „Dawson’s Creek“-Autor Kevin Williamson entworfenen Langstreckenerzählung aber ist eine ganz andere. Makaber geht es zu, und es ereignen sich rätselvolle Dinge: Ein Briefkasten ist angefüllt mit toten Fischen, die Pathologin lagert Leichname in ihrem Garten, der heimgekehrte Krimiautor Mike Dolan (Eddie Cahill) erhält anonyme Briefe, laut deren Inhalt sein Vater nicht wie behauptet Opfer eines Unfalls, sondern ermordet wurde.

Schemenhaft schwebt der Geist von „Twin Peaks“ durch die Idylle, und es war wohl diese mit Galgenhumor durchsetzte morbide Note, die der durchaus sehenswerten Serie ein frühes Aus bescherte. In den USA hatte sie im Januar 2002 Premiere – da war der Schock vom 11. 9. 2001 noch nicht verwunden und den Zuschauern beim Anblick von Toten nicht unbedingt zum Lachen zumute. Nach nur 10 Folgen wurde die Serie eingestellt.

Epigonal zu „CSI“ verhält sich die morgen um 21.15 Uhr auf Sat.1 startende US-Serie „Navy CIS“. Erneut widmet sich der bald 70-jährige Autorenproduzent Donald P. Bellisario („Magnum“, „Airwolf“) dem Militärmilieu und liefert mit „Navy CIS“ einen Verschnitt aus „CSI“ und der eigenen Erfolgsserie „JAG“, indem er ein Team des Navy-Geheimdienstes mit wissenschaftlichen Methoden ermitteln lässt. Das reaktionäre Weltbild der Serie: Das Militär macht Fehler, bügelt sie aber aus eigener Kraft wieder aus. Journalisten sind potenzielle Terroristen, engagierte Naturschützer buchstäblich zum (Er-)Schießen.

Gefahr für Legastheniker

Immerhin beweist der alte Fuchs Selbstironie: In der Pilotfolge bitten zwei der Marine-Ermittler an der Flughafenkontrolle um bevorzugte Sonderbehandlung. „Ist NCIS sowas wie CSI?“, fragt der unerfahrene Beamte. Ungnädig pariert der missgelaunte Agent Anthony DiNozzo („Dark Angel“-Star Michael Weatherly) die Frage: „Nur wenn Sie Legastheniker sind …“