Barack Obamas Mann in Berlin

Am 7. August geht der US-amerikanische Senat in die Sommerpause. Bis dahin dürfte er zugestimmt haben, dass Philip Murphy (52) nach Deutschland gehen darf. Der oberste Spendensammler der Demokratischen Partei soll künftig als Botschafter das neue Obama-Amerika in Berlin vertreten. Nach taz-Informationen steht der bereits im Frühjahr getroffenen Wahl nichts mehr entgegen außer der Senatsbürokratie. Nicht auszuschließen sei allerdings, dass aus Finanzkrisengründen steinreiche, ehemalige Investmentbanker besonders gründlich überprüft werden, heißt es.

Bevor Murphy ab 2007 als Finanzchef der Partei den erheblichen finanziellen Rückstand gegenüber den Republikanern in einen Vorsprung verwandeln half, war er zwanzig Jahre lang Manager bei Goldman Sachs und damit Teil der von Washingtoner Kolumnisten so getauften „Goldman Sachs Mafia“. Zu den Absolventen der Eliteuni Harvard, die zur Investmentbank und dann in die Politik gingen, gehören etwa auch die Exfinanzminister Robert Rubin und Henry Paulson. Für Goldman Sachs arbeitete der Vater von vier Kindern auch einige Zeit in Frankfurt am Main und spricht seither etwas Deutsch.

Dies könnte ihm helfen, die in Deutschland verbreiteten Vorurteile gegen „politische“ Botschafter zu überwinden. Hierzulande werden Karrierediplomaten mit gepflegten Sprachkenntnissen oft lieber gesehen – selbst wenn ihr Draht ins Weiße Haus wesentlich dünner ist als der eines engen Vertrauten des Präsidenten.

Möglicherweise schlägt der Nachteil mit Murphy aber in einen Vorteil um. Die letzten beiden US-Botschafter Dan Coats und William Timken wurden in Deutschland nicht eben beliebter dadurch, dass sie „politische Berufungen“ durch George W. Bush waren. Bei einem Freund Obamas könnte es genau umgekehrt sein. ULRIKE WINKELMANN