Mit Milva, Münte, Köhler und Kunze

Das Programm für den evangelischen Kirchentag Ende Mai in Hannover steht: 3.000 Veranstaltungen sind geplant, die taz und Jürgen Fliege sind mit dabei. Dessen Teilnahme ist allerdings in der Szene höchst umstritten

Hat Horst Köhler recht? Muss sich alles in Deutschland dem leidigen Jobthema unterordnen? „Das ist wirklich die Frage, ob die Arbeit das zentrale Thema unseres Lebens ist“, meint auch Eckhard Nagel, Präsident des evangelischen Kirchentags, zu dem vom 25. bis 29. Mai 100.000 Gäste in Hannover erwartet werden. Bundespräsident Köhler selbst wird vor Ort seine Thesen erläutern, genau wie Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai, Kanzler Schröder, Herbert Grönemeyer und die anderen 50.000 Mitwirkenden.

Der 30. Christentreff wird bunt, wie sich am gestern vorgestellten 600 Seiten dicken Programmheft mit seinen etwa 3.000 Veranstaltungen erkennen läßt. Unter dem Motto „Wenn dein Kind dich morgen fragt...“ haben die Evangelen drei große Schwerpunkte geplant: „Wie können wir glauben?“, „Wie wollen wir leben?“ und „Wie sollen wir handeln?“ Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD) will Bibelexegese betreiben, Angela Merkel mit Franz Müntefering und Cem Özdemir darüber diskutieren, wie weit Europa reicht. taz-Chefin Bascha Mika wird sich mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) und CDU-MdB Wolfgang Schäuble über das „Erinnern im politischen Raum“ streiten.

Die ganze Stadt werde einbezogen, kündigte Kirchentags-Generalsekretärin Friederike von Kirchbach an: „In Hannover wird an allen Ecken Kirchentag sein.“ Im Rahmenprogramm: Milva, der notorische Heinz Rudolf Kunze, der Dresdner Kreuzchor oder „Fury in the Slaughterhouse“.

Nach dem ersten Ökumenischen Kirchentag vor zwei Jahren in Berlin werde die Gemeinsamkeit mit den Katholiken in Hannover jetzt noch stärker zu spüren sein, meinte von Kirchbach. So werden der Chef der Katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, über das künftige Miteinander der Kirchen reden; der katholische Laie Thierse predigt bei einem der vier Eröffnungsgottesdienste. Der nächste Ökumenische Kirchentag findet voraussichtlich 2010 und vielleicht in München statt.

Nach der Absage des in Drogen und Prostitution verstrickten TV-Moderators Michel Friedman hat der Kirchentag jetzt auch schon seinen zweiten umstrittenen Gast. Es ist ausgerechnet Weichspül-Talker Jürgen Fliege. „Der macht mir selbst gewisse Schwierigkeiten“, sagte Nagel gestern – und bedauerte gleichzeitig Friedmans Verzicht. Wegen des TV-Pfarrers hat es bei den Kirchentäglern bereits mehrere Proteste und Anfragen gegeben. Fliege schreibt in seinem neuen Buch, ihn hätten die Zehn Gebote über 50 Jahre lang nicht interessiert. Ksc

Im Internet: www.kirchentag.de. Nähere Infos auch unter ☎ 0511/876 54 100.