Molltrunkene Akkorde

Langsam und wach: „Savoy Grand“ in der Weltbühne

Das strenge Popdiktat von Strophe und Refrain hat für die englische Gruppe Savoy Grand schon lange keine Bedeutung mehr. Dagegen setzen Graham Langley, Kieran O‘Riordan, Neil Wells, Neil Johnson und Mark Simms eine grenzenlose, anachronistische Langsamkeit. Der Herzschlag verlangsamt sich beim Hören des neuen Albums People And What They Want bedenklich, trotzdem bleibt man hellwach, denn jeder einzelne, zart gesetzte Ton bekommt hier eine besondere Bedeutung.

„Es ist besser, eine gute Note zu spielen als zehn schlechte“, soll Talk-Sänger Mark Hollis einmal gesagt haben. Treffender kann man auch das Werk von Savoy Grand nicht umschreiben: Die Silben des Sängers Graham Langley dehnen sich, werden immer länger – und die Sprache droht irgendwann zu verstummen. Dafür wird der Klang der Instrumente zum Hörerlebnis: Seltsam, wie ungewohnt eine Elektrogitarre und ein Bassglissando klingen können.

Von einer ätherischen Wesenlosigkeit dieser Musik zu sprechen, von Klangexotismus, wäre allerdings falsch. Denn Savoy Grand stecken mitten im Leben, erzählen von Zweifeln, Absurditäten und vom pochenden Schmerz.

Mit Vibraphon, Akkordeon, Orgel, molltrunkenen, offenen Gitarrenakkorden, einem schüchternen Bass, einem sparsam gespielten Schlagzeugbecken und einer todtraurigen Trompete feilen Savoy Grand an ihren Vertraulichkeiten – und man könnte dabei eine Stecknadel fallen hören. Und genau darum geht es: um die knisternde Stille zwischen den Tönen. MS

So, 20.3., 21 Uhr, Weltbühne