Frühlingserwachen der Gefahren

Berlin wird Fahrradstadt – verkünden Senat und ADFC. Damit ist der Frühling ganz offiziell in der Hauptstadt angekommen. Doch nicht alles wird nach dem harten Winter besser: Parks bleiben trist, erste Blütenpollen setzen Allergikern zu. Ein Überblick

Berlin wird Fahrradstadt – und das Fahrrad wird sogar ein Markenzeichen der Hauptstadt. Der Grund dafür: „Berlin hat ja so viele Highlights auch wieder nicht“ – sagte gestern, mit einem schelmischen Lächeln auf dem Gesicht, Wilfried Kramer, der Marketing-Chef der S-Bahn. Gemeinsam mit der Staatssekretärin für Verkehr, Maria Krautzberger (SPD), und dem Fahrradbeauftragten des Senats, Benno Koch, der auch Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) ist, verkündete er gestern, dass das Image des Radfahrens tüchtig aufpoliert werden soll.

Erster Schritt dazu: Ein Logo für die Marke Fahrrad, entworfen vom Senat, enthüllte Maria Krautzberger in einer geradezu feierlicheren Zeremonie. Sie lüftete einen silbrig glitzernden Vorhang und zum Vorschein kam: ein grob gezeichnetes rotes Fahrrad; im Hintergrund lugen blau Fernsehturm und Hochhäuser in den gelben Himmel hinauf. Mit dem Logo soll gezeigt werden, so Krautzberger, „dass das Fahrrad ein alltagstaugliches Verkehrsmittel ist, Spaß macht und außerdem voll im Trend liegt“. Das Logo soll großflächig öffentlich plakatiert werden.

Damit will der Senat ein Sahnehäubchen setzen auf die im November beschlossene Fahrradstrategie. „Diese Strategie umfasst den Ausbau des Radwegnetzes, den Bau von mehr Stellplätzen und eine durchgängige Wegweisung. Sie sorgt damit für ein fahrradfreundliches Klima“, sagte die Staatssekretärin.

Ziel sei es, den Radverkehr bis 2010 von derzeit 10 Prozent auf 15 Prozent zu steigern. Zum Vergleich: In Kopenhagen werden 60 Prozent der Strecken mit dem Rad zurückgelegt. Für mehr Fahrradfreundlichkeit stehen 2005 und 2006 je 5 Millionen Euro zu Verfügung. Davon sollen unter anderem neue Fahrradstreifen angelegt werden, noch in diesem Jahr etwa in Mitte auf der Stralauer Straße, der Köpenicker Straße und der Mollstraße.

Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Hämmerling, kritisierte die gestrige radpolitische „Jubelarie des Senats“. Noch immer sei das Risiko von RadfahrerInnen, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden, 14-mal höher als für AutofahrerInnen. Das Fahrrad sollte, zumindest in der Innenstadt, Vorrang vor motorisiertem Individualverkehr bekommen. Dafür fehle Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) aber der Mut, so Hämmerling.

Nichtsdestotrotz stellte der ADFC gestern eine Broschüre mit 500 geführten Radtouren durch die Hauptstadt und ihr Umland vor. Sie kosten jeweils zwischen 2 und 5 Euro. ANNA STARK

Tourenprogramm unter www.adfc-berlin.de