Studierende arbeiten viel zu wenig

Berlins größte und älteste studentische Arbeitsvermittlung Tusma e. V. ist insolvent. Die Schulden drücken, die Einnahmen sind seit Anfang des Jahres deutlich gesunken. Die Agentur will aber um ihre Existenz kämpfen

Studenten und Studentinnen werden voraussichtlich auch dieses Jahr wieder im Osterhasenkostüm verkleidet in Berlins Wohnzimmern hoppeln, wenn es nach Tarik Kilinc geht. Der 28-jährige Betriebswirtschaftsstudent der TU sitzt im Vorstand der studentischen Arbeitsvermittlungsagentur Tusma e. V. und ist trotz frisch gestellten Insolvenzantrags gut gelaunt.

„Telefoniere – Und Studierende Machen Alles!“ heißt die 1949 von der Technischen Universität (TU) gegründete Agentur, die nun täglich mit der Insolvenzverwalterin Petra Hilgers vom Amtsgericht Charlottenburg telefonieren muss. „Das Signal steht ganz klar auf Sanierung“, sagt Kilinc. Nun müsse die aufwendige Verwaltung verschlankt werden. Möglich sei dies etwa dadurch, dass Studenten künftig direkt über das Internet Jobs finden und sich bewerben. Bis ein endgültiges Sanierungskonzept abgesegnet wird, laufen die Geschäfte aber wie bisher.

Nötig war der Gang zum Amtsgericht bereits Ende vergangenen Monats geworden, da der gemeinnützige Verein, der bisher von Studenten selbst verwaltet wurde, zuletzt seine 19 Mitarbeiter nicht mehr bezahlen konnte – obwohl er das Geschäftsjahr 2004 zum ersten Mal seit Jahren ohne Verluste abschloss. Doch im Januar und Februar 2005 hatte die Tusma jeweils zwischen 8.000 und 10.000 Euro weniger als erwartet eingenommen. Saisonal bedingt hätten sich die Einbußen aber höchstens auf 2.000 bis 3.000 Euro belaufen dürfen.

„Diese Umsatzeinbrüche haben uns das Genick gebrochen, da wir nur Altlasten, aber keine Rücklagen haben“, erklärt Kilinc.

Doch woran liegt’s, dass die rund 24.000 zur Vermittlung registrierten Studenten bei Arbeitgebern offensichtlich nicht mehr so gefragt sind? Kilinc sieht die Gründe dafür in der wachsenden Konkurrenz durch neu geschaffene Zeitarbeitsfirmen des Arbeitsamtes. Aber auch die Akquise von Neukunden sei verschlafen worden, räumt er ein. Im Gegensatz zu seinem Hauptkonkurrenten, der Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen an der Freien Universität, hat die Tusma laut Kilinc auch den Nachteil, dass sie nicht dem Studentenwerk angeschlossen ist und so nicht durch den Senat bezuschusst wird. Als Verein bleiben der Tusma nur die fünf Euro Vermittlungsgebühr, die Arbeitgeber bezahlen, und die 2,5 bis 6 Prozent, die die Studenten von ihrem Arbeitslohn abführen. Damit die Tusma künftig ihre monatlichen Fixkosten von 25.000 Euro deckt, hofft Kilinc auf eine ganze Bataillon studentischer Osterhasen, die in diesem Monat Dienst schieben.

Tina Hüttl