Sportlergene
: Höher, weiter und schneller

In ein paar Jahren schon könnte in einer Stellenanzeige eines Kickervereins stehen: „Gesucht wird ein flinker Stürmer mit dem Kopfball-Gen torx1“. Sciencefiction? Ja, das schon, aber spinnt man die Geschichte des australischen Rubgy Clubs Sea Eagles weiter, dann ist das Zukunftsszenario gar nicht mal mehr in so weiter Ferne. Die Sea Eagles haben jetzt schon für ihre Spieler individuelle Trainingsprogramme ausgearbeitet, die das genetische Make-up berücksichtigen. Wissenschaftler des Australian Institute of Sport (AIS) haben die Spieler-Gene analysiert. Sie interessierten sich vor allem für elf Gene, die einen Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit der Spieler haben. Einige der untersuchten Gene sind bei der Steuerung der Sauerstoffverwertung beteiligt, andere beim Abbau der Milchsäure, die im Laufe eines Wettkampfs in den Muskeln abgelagert wird. Je nachdem, wo nun die genetischen Schwächen der einzelnen Rugby-Spieler zu finden waren, wurde das individuelle Trainingsprogramm umgestellt. Noch werden die Gentests vom AIS nur eingesetzt, um die Schwachstellen der Spieler aufzuspüren, um dann mit einem Spezialtraining entgegensteuern und ausgleichen zu können. Aber wenn erst tiefer gehende Erkenntnisse über diese Gene und deren Funktionen bekannt sind oder auch weitere Sportlergene ermittelt werden, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das genetische Make-up schon in jungen Jahren als Entscheidungsgrundlage dafür dienen wird, ob eine Sportlerlaufbahn überhaupt in Angriff genommen wird. WOLFGANG LÖHR