BVB spielt in der Bundesliga

Borussia Dortmund siegt beim starken Hamburger SV mit 3:2. Die finanzielle Rettung wirkt sich stimulierend auf die sportliche Leistung aus. Fans feiern sich und die neue alte Mannschaft

Irgendwo im Nirgendwo rangierte das Team in der Tabelle der Bundesliga

AUS HAMBURGMARCUS BARK

Hamburg. Ausverkauft. Schon seit Wochen. Nichts mehr zu machen für die Spieler von Borussia Dortmund. Dabei hätten sie in der Colorline-Arena beim Konzert der „Flippers so schön weiter feiern können. Sie waren gut in Schwung, die schwarz-gelben Profis, als sie viertel nach fünf an der Eckfahne tanzten. Ihre Fans flippten da gerade richtig aus, weil die Mannschaft mit 3:2 beim Hamburger SV gewann. Jenem Team also, das als Kandidat auf einen Platz für die Qualifikation zur Champions League gilt und zuvor sechs von sieben Spielen gewonnen hatte. „Der BVB ist wieder da“, grölten einige Anhänger auf dem Rückweg von der AOL-Arena zum Missfallen der wesentlich anders strukturierten Flippers-Fans. Das Gebrülle wurde noch lauter, als sie von Gleichgesinnten verbessert wurden: „Der BVB war niemals weg.“

Die gleichen Fans hatten fünf Tage vorher noch vor Fernseher, Radio und dem Computer gehockt und gezittert. Ein negatives Votum der Molsiris-Anleger, und sie hätten sich beim nächsten Hamburg-Ausflug ein Alternativprogramm für den Samstagnachmittag einfallen lassen müssen. Aber es ist vorerst noch einmal gut gegangen, und das wirkte sich auch auf die Profis aus.

Bert van Marwijk hatte ein mildes Lächeln im Gesicht, als er die Pressekonferenz begann: „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft.“ Sie habe viele Schwierigkeiten zu meistern gehabt, wobei er die existenziellen Probleme schon ausklammerte. Irgendwo im Nirgendwo rangierte das Team in der Tabelle der Bundesliga. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben, und nach oben ist es ein weiter Weg“, so van Marwijk. Deshalb seien Ehrgeiz und Motivation gefragt.

Die Borussia hatte beides in zuletzt selten gespürten Maß vorzuweisen. Tomas Rosicky litt vor der Partie unter Schüttelfrost, biss sich aber durch und erzielte seit Urzeiten mal wieder ein Tor aus dem Spiel heraus. Seine Kollegen hielten ihre Ordnung über 90 Minuten penibel, obwohl sie schon kurz nach der Führung einen Tiefschlag bekamen. Jan Koller musste vom Platz. Der Tscheche fällt nun wegen eines Muskelfaserrisses aus (17.). Die nächsten schlechten Nachrichten für den BVB gab es bei zwei Gegentoren von Collin Benjamin (30.) und Stefan Beinlich (57.).

Ein Schock war bei diesen Umständen in der Vergangenheit garantiert. Die Borussia aber wehrte sich weiter. Vielleicht war es die Privatfehde von Roman Weidenfeller mit Sergej Barbarez, die den Feldspielern das Signal gab. „Freunde werden wir nie mehr“, sagte der Torhüter zu den häufigen Rempeleien mit dem ehemaligen Dortmunder.

Selbst nach dem Spiel stürmte Barbarez noch einmal auf Weidenfeller zu, doch besonnene Spieler verhinderten eine weitere Eskalation. Der HSV war frustriert, auch weil die direkte Konkurrenz punktete. Dieser Blick auf den Spieltag und die Tabelle nervte Thomas Doll allerdings mehr als die Niederlage, die gegen Dortmund zudem einkalkuliert werden muss. Der HSV gewann zuletzt 1997 zu Hause gegen den BVB. „Es ist nur eine Momentaufnahme, wie sie es nach den Siegen auch war“, sagte Doll. „Das wirft uns nicht um.“ Kritik an seiner merkwürdigen Auswechslung nach knapp einer Stunde (Mehdi Mahdavikia für Raphael Wicky) ließ er nicht gelten. Schließlich sei das 2:2 durch einen Freistoß von Lars Ricken gefallen (61.), das habe wenig „mit fehlender Ordnung“ zu tun. Die war jedoch spätestens dahin, als Ewerthon vier Minuten vor dem Ende das 2:3 erzielte und damit das Vorprogramm der „Flippers“ eröffnete.