berichtigung
: Kapitale Missverständnisse

[...] In der taz nrw vom 25.Februar 2005 wurde unter der Überschrift „Der Vorstand muss ausgewechselt werden“ ein wörtliches Interview veröffentlicht, das ein Telefongespräch über die aktuellen Korruptionsvorwürfe gegen die LEG zum Gegenstand haben sollte. Ich lehnte ein Interview dazu ausdrücklich ab, weil TRANSPARENCY INTERNATIONAL (TI) zu noch nicht aufgeklärten Einzelfällen grundsätzlich nicht öffentlich Stellung nimmt. Statt dessen war ich bereit, allgemeine und elementare Fragen zur Korruption in der Wirtschaft und im Öffentlichen Dienst zu beantworten. So wird TI nun mit Aussagen in Verbindung gebracht, über die Kenner der Materie nur den Kopf schütteln können. Ein Beispiel: Dass die Vorstände von Unternehmen „alle paar Jahre ausgewechselt werden müssen“, ist ein kapitales Missverständnis des heute weithin anerkannten und praktizierten „Job-rotation“-Prinzips in Wirtschaft und Verwaltung: Die Unternehmens- und Behördenleitungen sollen dafür sorgen, dass die besonders korruptionsgefährdeten Funktionen – z.B. Einkauf, Beschaffung oder Erteilung von Genehmigungen – in gewissen Zeitabständen neu besetzt werden, weil mit zunehmender Dauer die Korruptionsanfälligkeit der Stelleninhaber statistisch ansteigt. Dass Korruption auch in Chefetagen nicht selten vorkommt, wurde in anderem Zusammenhang erörtert, aber keineswegs mit der (weltfremden) Empfehlung versehen, dies mit Job-rotation zu bekämpfen. [...]

Das Zitat „Fast jeder und jede ist korrumpierbar“ steht ganz im Gegensatz zu den Überzeugungen von TI. [...]Die Strukturen und Prozesse durch Transparenz und Kontrollen so organisiert werden, dass Korruption mit großer Sicherheit vermieden wird. Das Stichwort heißt “Prävention“ – es zielt primär auf die objektiven Rahmenbedingungen und nicht auf bestimmte Personen.

Dass die taz – über eine förmliche Gegendarstellung hinaus – zu diesem Beitrag eingeladen hat, empfinden wir als Absicht und Gewähr für eine weiterhin faire Zusammenarbeit.

PETER VON BLOMBERG

TI Deutschland

Die taz-Redaktion bedauert das Missverständnis.