WAS MACHT EIGENTLICH...der Friedensaktivist?
: Er schweigt

Wer denkt, dass Proteste nur dann auf Gehör stoßen, wenn man sich nur zu Genüge die Kehle aus dem Halse schreit, der irrt. Es geht nämlich auch anders. „Silent Protest“ lautet diese geräuscharme Form des Auflehnens und stammt aus England. Dort gibt es einen Künstler namens Bill Drummond, der sich in sein Auto setzt und die Straßen nach einem Muster abfährt, das die Worte „Silent Protest“ ergibt. Zu Beginn eines jeden Buchstabens entzündet er eine Kerze.

Diese stille Form des Widerstands scheint es dem Berliner Fotografen Thomas Ecke angetan zu haben. Anlässlich des zweiten Jahrestags des Angriffs der USA auf den Irak wollte auch er schweigend ein Zeichen setzen. Um Punkt 3.34 Uhr, dem Zeitpunkt, als vor zwei Jahren die ersten Bomben auf Bagdad nieder gingen, fuhr er in der Nacht zum Sonntag Berlins Straßen von West nach Ost ab. Das geschwungene „S“ begann er in der Radelandstraße in Spandau und beendete er in der Heerstraße. Eine Kerze wurde für das „L“ in der Antonienstraße entzündet und führte den fahrenden Künstler nach Alt-Moabit. Und der Zipfel vom letzten „T“ endete im Feldblumenweg in Köpenick.

Konflikte dürften nicht mit Blutvergießen gelöst werden, hieß es in seinem Aufruf und er rief zum „intellektuellen Widerstand gegen Terror“ auf. Alles in allem: ein löbliches Anliegen. Nur, ein Schweigemarsch hätte es sicherlich auch getan – und wäre vielleicht weniger verheerend für die Ökobilanz gewesen. FLEE

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