Irrungen und Wirrungen um Flierl

Kulturverwaltung weist Vorwürfe zurück, der Senator habe zugunsten des „Volkspalastes“ gemauschelt. Heute Sondersitzung des Hauptstadtkulturfonds

Knatsch abbauen – das ist das Hauptziel einer Sondersitzung, zu der sich heute Vormittag die Mitglieder des Hauptstadtkulturfonds treffen. In der Kritik steht Kultursenator Thomas Flierl (PDS), dem öffentlich Lügen in Sachen „Volkspalast“ in der Ruine des „Palastes der Republik“ vorgeworfen werden. Eine „bewusste Irreführung“ zugunsten des Kunst- und Kulturprojekts am Schlossplatz wird ihm unterstellt. „Ich fühle mich getäuscht“, erklärt laut neuestem Spiegel Kulturstaatsministerin Christina Weiss.

Es geht in erster Linie um eine Ausstellung im „Palast der Republik“, bei der die Geschichte dieses wichtigsten Repräsentations- und Kulturbaus der DDR dargestellt werden soll. Drei Anträge gab für dieses Projekt, so Amelie Deuflhard, die für die Gesamtkoordination des „Volkspalastes“ verantwortlich ist: einen vom Volkspalast selbst, einen vom Deutschen Historischen Museum (DHM) und einen von der Stiftung Stadtmuseum Berlin. Die Jury des Fonds bewilligte nun neben dem Volkspalast auch dem Stadtmuseum Geld für ihr Konzept, eine Art „Mobile“ zur Geschichte des Palastes. 300.000 Euro hat das Stadtmuseum dafür zur Verfügung.

Die Vorwürfe gegen Flierl sind nun: Er habe fälschlicherweise behauptet, es gebe hierfür die Zusage einer Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung, wovon deren Präsident Thomas Krüger gar nichts wisse, so der Spiegel. Außerdem habe Flierl behauptet, das DHM habe von sich aus seinen Antrag für eine Ausstellung im Palast zurückgezogen – diese Aussage Flierls aber sei eine „bewusste Irreführung“, so der DHM-Chef Hans Ottomeyer. Wegen beider Darstellungen solle Flierl nun heute zur Rede gestellt werden.

Flierls Sprecher Torsten Wöhlert dagegen sagte der taz: Es habe tatsächlich keine Zusage einer formellen Kooperation für die geplanten Ausstellung gegeben – aber einen Brief Krügers, in dem er versichert habe, dass die Bundeszentrale bei der Ausstellung helfen werde, und zwar durch Broschüren und eine Begleitveranstaltung. Was das DHM angeht, habe Weiss’ Staatssekretär Knut Nevermann nach einer Ausschusssitzung des Hauptstadtkulturfonds Anfang Dezember vergangenen Jahres erklärt, das DHM werde sich als Bundesinstitution nicht am Palastprojekt beteiligen. So sei die Aussage Flierls von einem Rückzug des DHM zustande gekommen.

Amelie Deuflhard wies zugleich Vorwürfe zurück, dass es für ein anderes Kulturprojekt im Palast keinerlei konkrete Planungen gebe, obwohl im Rahmen des Hauptstadtkulturfonds schon 250.000 Euro zugesichert worden seien. Es gebe dafür vielmehr einen regulären 30-seitigen Antrag, der unter anderem Tanzprojekte von William Forsythe und Sasha Waltz vorsehe. Beides aber sei noch nicht definitiv. PHILIPP GESSLER