Rennmaus trotzt dem Schnupfen

Axel Teichmann gewinnt als zweiter deutscher Langläufer den Gesamtweltcup. Trotz dieses Soloerfolges sieht sich der Thüringer als Teamsportler

MÜNCHEN taz ■ Als die Teichmanns vor rund zwei Jahrzehnten ein Foto von ihrem Ski laufenden Söhnchen ins Album klebten und „Axelmaus“ daneben schrieben, ahnten sie nicht, was davon am längsten haften bleiben würde: die Maus. Noch heute sieht man bei Weltcup-Veranstaltungen im Ski-Langlauf Menschen, die Plakate hochhalten und darauf der „Rennmaus aus Lobenstein“ huldigen. Dabei hat sich Axel Teichmann, der 25 Jahre alte und 1,86 Meter große Sportler, inzwischen gemausert: Am Samstag sicherte er sich in Falun (Schweden) beim abschließenden 30-Kilometer-Duathlon den Sieg im Gesamt-Weltcup. Das hat vor ihm erst ein Deutscher geschafft: vor einem Jahr René Sommerfeldt. Der wurde diesmal Fünfter, direkt hinter Tobias Angerer, und wegen dieses Gesamtergebnisses ließ Bundestrainer Jochen Behle noch im Zielraum von Falun die Sektkorken knallen. Da entlud sich eine Menge Druck.

Bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften vor einem Monat waren Behles Langläufer ja arg kritisiert worden. Axel Teichmann war allerdings krank gewesen unmittelbar vor der WM; erst im Laufe der Titelkämpfe fand er zur Form zurück. „Ich bin sehr glücklich“, sagte Axel Teichmann nach dem Gewinn des Gesamt-Weltcups, „aber der schönste Moment in meiner Karriere war der zweite Platz mit der Staffel bei der WM in Oberstdorf.“

Man darf Axel Teichmann ruhig glauben, dass er den Mannschafts- über den Einzelerfolg stellt. „Es hat uns immer ausgezeichnet, dass wir ein Team waren“, sagte er in Oberstdorf, wo ihm die Kritik an diesem Team arg zusetzte. Aber nach dem Staffelrennen saß er in der Wachskabine, dort wo die Techniker die Ski präparieren, und weinte: „Das Rennen hat mich körperlich nicht so sehr mitgenommen wie seelisch“, gab er tags darauf zu, wobei er schon damals dem Erfolg eine sehr hohe Bedeutung beimaß: „Das wird ein wichtiger Tag in unserem Leben bleiben.“ Die DSV-Langläufer verstehen sich ja tatsächlich als eingeschworene Gemeinschaft, und selbst Teichmann, der Talentierteste von allen, fügt sich ein. „Es gib keinen Leader“, versichert Jens Filbrich, „alle werden gleich behandelt. Aber Axel hat den nötigen Respekt von uns, wir schätzen ihn hoch ein.“ Das tut auch die internationale Konkurrenz, und zwar völlig zu Recht, wie Bundestrainer Behle findet: „Dass es trotz seiner Ausfälle zur Nummer eins gereicht hat, zeigt, wie stark er ist.“ Schließlich hat Teichmann wegen dieser hartnäckigen Erkältung, die ihn auch in Falun noch behinderte, insgesamt sieben Rennen versäumt und am Ende trotzdem noch 68 Punkte Vorsprung gehabt vor dem Franzosen Vincent Vittoz. Der hätte in Falun nur dann noch eine Chance gehabt, wenn Teichmann nicht in die Punkteränge gelaufen wäre. Aber der Thüringer kontrollierte das Geschehen, wurde Siebter mit nur 1,4 Sekunden Rückstand auf Sieger Jewgeni Dementiew (Russland) und dem zeitgleichen Angerer. „Das ist ein super Abschluss“, bilanzierte Behle, „das gibt Motivation für die Olympiasaison.“ In der wird die Rennmaus aus Lobenstein allerdings ganz schön gejagt werden. JOACHIM MÖLTER